Bernd Lunghard
Der 11. April 1954*
Der 11.
April des genannten Jahres
war wirklich ein außergewöhnlicher
Tag.
Warum wohl? Was glaubt ihr? – Brannte die Arktis?
Gab es
‘nen Meteoriteneinschlag?
Landeten UFOs des Nachts in der
Wüste
und BILD berichtete exklusiv?
Wurde ein gelbgrüner Esel
geboren,
obwohl hier noch gar kein Farbfernsehn lief?
Bebte
vielleicht in Alaska die Erde?
Peitschte Eisregen über
Feuerland?
Brach gar ein Krieg aus? Gab’s eine Krise?
Nein,
nichts dergleichen wurde bekannt.
Rein gar nichts passierte an
diesem Tage,
was aufhorchen ließe. Und deshalb – wen wundert‘s?
–
gilt der 11. April besagten Jahres
als ödester Tag des
vorigen Jahrhunderts.
Nachbemerkung:
Bedenk ich den
heutigen Zustand der Welt,
mir dieser Tag ausnehmend gut gefällt
–
keine Kriege, kein Terror … Weshalb ich sage:
Wir
brauchten nur noch solcherlei Tage.
*
„Wissenschaftlich
wasserdicht festgestellt ist jedenfalls, dass der 11. April vor genau
60 Jahren der langweiligste Tag seines Zeitalters war, der
allerlangweiligste Tag des 20. Jahrhunderts. Damals nämlich, 1954,
so stellte der britische Programmierer William Tunstall-Pedoe vor
einiger Zeit fest, nachdem er 300 Millionen Fakten über Menschen,
Orte und Ereignisse in eine Datenbank namens ‚True Knowledge‘
eingespeist hatte, geschahen am 11.4. gerade mal drei Dinge, die auch
nur halbwegs von Belang waren: In Belgien wurde gewählt, ein
türkischer Professor wurde geboren, ein Fußballer namens Jack
Shufflebotham starb. Ansonsten: eine einzige Wüste der
Ereignislosigkeit.“ (aus: FAZ vom 12.04.2014)