Die zurückliegenden drei Tage Schüler- Literatur-Tage waren für
mich und meinen Mitstreiterinnen Jana Arlt und Susann Vogel sehr
erfolgreich, wir haben an drei Tagen einigen hunderten Kindern die Frage
gestellt was Lyrik ist. Nur die wenigsten wussten das es auch
Gedichteschreiber gibt. Bei der Frage wer liest ein Buch, gingen oft nur
wenige Hände in die Höhe. Hier war und ist unser Ansatz. Ich habe immer
im Kopf meine vielen Begegnungen mit Analphabeten. Menschen die sich
schämten nicht zu den Schreibenden und lesenden zu gehören. Die es mit
eigener Kraft nicht schafften, die Geheimnissen der Buchwelt für sich zu
erkunden.
Niemand hält fest, mit welcher Motivation die Organisatoren an die Umsetzung der kulturellen, künstlerischen und literarischen Unternehmungen heran gehen. Was ist die Triebkraft? Warum will man als Schriftsteller und Künstler tätig sein? Ich gehörezu denjenigen, die bestätigen können, dass Künstler und Kulturvermittler finanziell beurteilt, arm sind. Man muss ja nicht Kunst machen! Wenn man es tut, ist man
selber daran „schuld“. Immer wieder hört man von der großen Erkenntnis,
dass Kunst die lebendige Auseinandersetzung mit den Fragen der Zeit und
der Gesellschaft ist – da wird manchmal sogar festgestellt, dass Kunst unverzichtbar ist!
Es wird aber auch die Frage gestellt: Wie weit trägt sie zur
Gewinnoptimierung in der Wirtschaft bei? Ich kann und will davon nichts
mehr hören. Ich will nicht immer daran denken müssen, welches Projekt finanzielle Gewinne bringt. Aber wenn ich mich nicht der breiten Masse anpasse und über finanzielle Umsätze nachdenke, bleibe ich ein armer Künstler. Manchmal kommt es mir vor, als seien wieder die Gaukler des Mittelalters unterwegs, die darauf aus sind, den Menschen mit Taschenspielertricks und Floskeln das Geld aus der Tasche zu ziehen. Menschen, die seit Jahren an ihrer eigenen
künstlerischen Entwicklung hart arbeiten, die ihre Fähigkeiten und
Fertigkeiten immer wieder auf den Prüfstand stellen, sollen Anerkennung
ihrer geleisteten Arbeit erfahren. Das kann in Form von bedingungsloser Förderung, langfristiger Unterstützung, Respekt und aufrichtigem Gedankenaustausch erfolgen. Manche sagen, wenn du erfolgreich bist, dann geht es dir gut. Ich kann mit Recht sagen, dass die Akteure des Literaturzentrums „Ich schreibe!“ in den vergangenen vielen Jahren sehr
erfolgreich waren. Kinder und Jugendliche wurden begeistert, sich mit
der Welt der Geschichten und Gedichte zu befassen und Kunstaktionen
forderten neue Herangehensweisen und reizten bisherige eigene Grenzen zu
überschreiten. Über diese Erfolge bin ich sehr glücklich und es stimmt mich traurig, erleben zu müssen, dass diese Künstler für ihren Lebensunterhalt Förderungen beim Jobcenter beantragen müssen. Damit zeigt sich, dass allein das anerkennende Schulterklopfen nicht ausreicht. Es ist notwenig, sich intensiv mit der permanenten Notsituation von Künstlern und Kunstvermittlern auseinanderzusetzen und gemeinsam nach Lösungswegen zu suchen. Ich wünsche mir, dass wir den Teufelskreis aus Unsicherheit, Desinteresse, finanzieller Armut, politischen Worthülsen und Bespaßungsdruck durchbrechen.
Ich wünsche mir, dass Schriftsteller und Kulturpädagogen
wieder das erfolgreich machen können, worin sie gut sind – schreiben,
lesen, begeistern, lehren, neue Welten erschließen. Während unserer erfolgreichen
Durchführung der Schüler- Literatur- Tage erhielten wir vom
Literaturfond eine Ablehnung unseres Fördermittelantrages.
Dank an alle unbeugsamen Mitstreiter!
Wolfgang Wache
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Tag 3 der Schüler-LITERATUR-Tage
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Tag 3 der Schüler-LITERATUR-Tage
Unter dem Sternzelt liegen Informationen über das NLZ "Ich schreibe!" bereit. |
Zur offenen Kursstunde "Bücherkinder" kamen zwei Gäste. Bernd Lunghard und Klaus Böhnisch beteiligten sich auch an der Schreibaufgabe. |
Starkes Duo - Nachwuchsautor und Leseratte Raz |