Dienstag, 26. Mai 2015

Wolfgang Wache zur Ausstellungseröffnung "Heinz Herzog"



Werter Blogleser,

man sagt nicht umsonst: Wenn es am schönsten ist, soll man geh’n. Es steckt dahinter, dass die letzten Impressionen z.B. eines Festes diejenigen sind, die lange nachwirken, die auch die gesamte Erinnerung an diese Aktivität, diese Veranstaltung färbt. In Auswertung unserer gemeinsamen Aktionen werden meist als erstes die negativen Erlebnisse benannt - die Besucher, die uns mit ihrem Verhalten aufbrachten, die technischen Abläufe, die nicht funktionierten, das eigene „Versagen“ in der ein oder anderen Situation. Schnell gerät man in einen Teufelskreis von Beschimpfungen und Schuldzuweisungen. Lässt man noch einige Zeit verstreichen, dann bemerkt man erst die vielen schönen, angenehmen Momente, die gelungene Präsentation, die professionell gestalteten, gedruckten und angebrachten Tafeln, die bereichernden Gespräche, die rechtzeitig reparierte und funktionstüchtige Beleuchtung, den farbenfrohen Blumenstrauß und den unkrautbefreiten Eingangsbereich. Kurz vor und während einer Veranstaltung liegen die Nerven blank und man ist besonders sensibilisiert für alles was „schief“ gehen könnte oder geht. Ein Außenstehender bemerkt im Idealfall davon gar nichts sondern genießt nur die Atmosphäre, die Begegnungen und erobert sich nach und nach die Fakten und Daten der Ausstellung, nimmt Impressionen in sich auf, schwelgt in Erinnerungen.
Mit folgenden Worten resümiert Wolfgang Wache die Ausstellungsvorbereitungen und –eröffnung „Retrospektive Heinz Herzog“, die am 21. Mai in der „Begegnungsstätte für Ortsgeschichte und kulturelle Bildung“ in Brieske-Marga stattfand.

„Ich bin sehr froh, dass ich meine Idee, eine Heinz Herzog Fotoausstellung zu gestalten, die schon viele Jahre in mir schlummerte, umsetzen konnte. Dabei habe ich tatkräftige Unterstützung von meinen Mitstreitern erhalten. Ohne diese Hilfe, hätte ich die mir selbst gestellte Aufgabe, sicherlich nicht bewältigt. Zum Beispiel hat Jana Arlt die großen Plakate mit den 60 ausgewählten Fotos gestaltet. Für mich wird der Tag, an dem ich für Heinz eine Ausstellung mit seinen Fotos eröffnete, stets in guter Erinnerung bleiben. Ich habe zum Anfang der Ausstellungseröffnung eines meiner Gedichte vorgelesen. In diesen Versen berichte ich, wie der Fotograf Herzog, über die Menschen der Briesker Region. Dann sprach ich von der Freundschaft, die mich mit [Heinz Herzog] in seinen letzten Lebensjahren verband. […] Ich und meine Mitstreiter erhielten von den meisten Besuchern Dank und Anerkennung. Ein Mann kam auf mich zu und bedankte sich dafür, dass durch unsere Ausstellung schöne Erinnerungen an seine Zeit, als er Mitglied im Fotozirkel war, wach wurden. Leider habe ich nicht nach seinem Namen gefragt. Wir sind ja noch nicht mit der Ausstellung am Ende. Es geht ja erst los. Bis zum 20. Oktober 2015 werden sich noch sehr viele Gäste die Fotos anschauen und wir werden über den Fotografen Herzog reden.“

Zur Ausstellungseröffnung las Wolfgang Wache eines seiner Gedichte.

Bergmanns Anerkennung

Der alte Sulkowsky
erzählte damals
von Bergleuten
die in Gruben
gruben

Die
in Lausitzer Heide
buddelten
mit Hacke und Picke
schwarzes Gold
teuften

Wie er „Vatern“
den eingewickelten Emailletopf
„uf Arbet“
brachte

erzählte

wie zur
Mittagspause
der Löffel
in die Rübensuppe
eintauchte

Rüben
von
eigener Scholle
„Ist das dein Bengel?“
fragten
mit Kohledreck
verschmierte Gesichter

Sein Vater sagte
„Wird och mal en tüchtiger Bergmann“

Der alte Sulkowsky
erzählte
wie er
von der Picke auf lernte
der Erde das schwarze
Gold zu entreißen

Stolz zeigte
der alte Sulkowsky
                                mir
                                damals
seine goldene Uhr mit Kette
Diplom
„Buch des Führers“ für 25-jährige Betriebstreue
und
Abzeichen „Held der sozialistischen Arbeit“

Stolz sagte
der alte Sulkowsky
„Ich bin Bergmann! Wer ist mehr?“


aus: Wolfgang Wache „Kornblumen gießt man nicht“