Montag, 26. Februar 2024

Inspirieren lassen ~ zusammengezimmert

 

Ich verschließe die Fenster. Verhülle den Blick nach innen – hinein in das Zimmer. Damit verhülle ich auch den Blick nach draußen. Ich ziehe den Stecker des Festnetztelefons aus der Steckdose. Unterbreche die Kommunikationswege von außen. Damit setze ich auch die Telefonate nach draußen aus. Ich will nicht, dass du im Vorbeigehen einen Blick auf meinen Küchentisch wirfst oder mich vorbeigehend über dein Mobiltelefon anrufst. Ich will, dass du stehen bleibst, dass du an meiner Tür klingelst. Will, dass du den Weg auf dich nimmst, um zu mir zu kommen. Will, dass du nur ein paar Minuten ganz hier bist. Ich werde das Klingeln hören. Ich werde die Tür nicht öffnen. Ich werde deine Ungeduld spüren. Du hast dir die Worte zurecht gelegt – die Vorwürfe, die Fragen, die unfachgerecht zusammengezimmerten Vokale und Konsonanten, so dass die Worte und Sätze wackeln, zappeln, zittern. Man kann sie nicht belasten, kann sich nicht darauf setzen, nicht darauf stellen, nichts hinein tun. Alles bricht auseinander. Deine Worte und Sätze halten nichts aus. Deshalb öffne ich nicht die Tür. Deshalb gelangt dein Blick nicht hinein. Deshalb erreicht mich dein Anruf nicht.
Bisher gingst du nicht vorbei. Du schautest nicht zum Küchenfenster. Du fragtest nicht nach meiner Telefonnummer. Du nahmst nie den Weg zu mir auf dich. Du standest nicht vor meiner Tür. Du klopftest nicht auf das Türblatt ~

Yana Arlt


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