In dieser Woche wieder einmal
Aschermittwoch. Am Aschermittwoch ist alles vorbei! - sagt man und
meint die Zeit der Ausschweifungen (nicht nur beim Essen und
Trinken). Aber welche Bedeutung hat der Verzicht überhaupt noch für
dich, für mich, für uns? Ja, es gibt Menschen, die regelmäßig
Einkehrtage, Fastentage, Retreats und ähnliches einlegen. Körperlich
aber auch geistig und mental entschlacken. Mal den Aus-Knopf drücken
~ am Mobiltelefon, am Fernseher, am Laptop. Kein Standby. Kein
Bereitschaftsbetrieb. Aus!
Theresa von Avila wird der Ausspruch:
„Wenn fasten, dann fasten. Wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn“,
nachgesagt. Haben die Menschen im 16. Jahrhundert anders gefastet?
Aus anderen Gründen? Möglicherweise hauptsächlich, weil es
Religionsgemeinschaften vorschrieben? Haben die Menschen im 16.
Jahrhundert anders geschlemmt, gefeiert und geprasst? Was bedeutet
für dich das Wort „verzichten“? Was bedeutet für dich das Wort
„genießen“? Hast du hauptsächlich bestimmte Speisen und
Getränke in deiner Vorstellung oder auch das Autofahren, das
Fluchen, das Vorverurteilen, das Tratschen, die Social-Media-Kanäle,
Sport, Filme/ Serien, Computerspiele? Hast du schon einmal erlebt,
dass aus einem zeitweisen freiwilligen Verzicht ein dauerhafter wird?
Hast du schon einmal nach einem selbstgewählten Verzicht einen viel
größeren Genuss, bei viel kleineren Dosierungen erlebt? Ich
rede hier ausschließlich von der Form des freiwilligen Verzichts und
nicht vom z.B. medizinisch notwendigen Verzicht oder dem erzwungenen
Weglassen, weil man sich „das Rebhuhn“ nicht leisten kann. Die
Freiwilligkeit ist für mich ein entscheidender Punkt, besonders für
die Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Karsamstag. Zu der eigenen
„Verzichtserklärung“ kommt ja durch die Festlegung für Beginn
und Ende des Zeitraums auch eine Verbundenheit mit anderen. Mir
vollkommen fremde Menschen orientieren sich ebenfalls an diesen
beiden Daten, sie erleben Frust, Freude, Versuchung, Euphorie,
Zweifel, Kraftlosigkeit, Energieschübe, Leere und Erfüllung...
genau wie ich. Ich genieße allmorgendlich die Bilder und Gedanken im
„Fastenwegweiser“,
ich fühle mich Tag für Tag mehr mit einer Gemeinschaft verbunden,
den vielen Menschen, die ich gar nicht kenne, von denen ich nur eine
globale Vorstellung habe. Ich lebe in einer Blase – es herrschen
eigene Gesetze in diesem Raum und doch nehme ich Teil am „normalen“
Leben außerhalb. Ich existiere zeitlich und räumlich in einem
Paralleluniversum, bewege mich auf meiner eigenen Spur und schaue ab
und zu mal zur Seite, da läuft die Welt weiter wie bisher, mal
langsamer als ich, oft schneller.
Yana Arlt
Des Magens
Leere ist ein Hort verborgener Süße.
Lauten sind wir - nicht
mehr, nicht weniger.
Wenn der Resonanzkörper mit irgend etwas
vollgestopft wird, erklingt keine Musik.
Wenn, durch das Fasten,
Hirn und Bauch in reiner Flamme brennen,
kommt jeden Augenblick
ein neues Lied aus dem Feuer.
Der trübe Dunst verzieht sich,
und neue Triebkraft läßt dich
die vor dir liegenden Stufen
emporstürmen.
Sei leerer noch, und klage, wie die
Rohrblattinstrumente klagen.
Noch leerer: um Geheimnisse mit der
Rohrfeder zu schreiben.
[...]
Rumi