Montag, 12. Februar 2024

Inspirieren lassen ~ nach dem Rebhuhn

 

In dieser Woche wieder einmal Aschermittwoch. Am Aschermittwoch ist alles vorbei! - sagt man und meint die Zeit der Ausschweifungen (nicht nur beim Essen und Trinken). Aber welche Bedeutung hat der Verzicht überhaupt noch für dich, für mich, für uns? Ja, es gibt Menschen, die regelmäßig Einkehrtage, Fastentage, Retreats und ähnliches einlegen. Körperlich aber auch geistig und mental entschlacken. Mal den Aus-Knopf drücken ~ am Mobiltelefon, am Fernseher, am Laptop. Kein Standby. Kein Bereitschaftsbetrieb. Aus!
Theresa von Avila wird der Ausspruch: „Wenn fasten, dann fasten. Wenn Rebhuhn, dann Rebhuhn“, nachgesagt. Haben die Menschen im 16. Jahrhundert anders gefastet? Aus anderen Gründen? Möglicherweise hauptsächlich, weil es Religionsgemeinschaften vorschrieben? Haben die Menschen im 16. Jahrhundert anders geschlemmt, gefeiert und geprasst? Was bedeutet für dich das Wort „verzichten“? Was bedeutet für dich das Wort „genießen“? Hast du hauptsächlich bestimmte Speisen und Getränke in deiner Vorstellung oder auch das Autofahren, das Fluchen, das Vorverurteilen, das Tratschen, die Social-Media-Kanäle, Sport, Filme/ Serien, Computerspiele? Hast du schon einmal erlebt, dass aus einem zeitweisen freiwilligen Verzicht ein dauerhafter wird? Hast du schon einmal nach einem selbstgewählten Verzicht einen viel größeren Genuss, bei viel kleineren Dosierungen erlebt? Ich rede hier ausschließlich von der Form des freiwilligen Verzichts und nicht vom z.B. medizinisch notwendigen Verzicht oder dem erzwungenen Weglassen, weil man sich „das Rebhuhn“ nicht leisten kann. Die Freiwilligkeit ist für mich ein entscheidender Punkt, besonders für die Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Karsamstag. Zu der eigenen „Verzichtserklärung“ kommt ja durch die Festlegung für Beginn und Ende des Zeitraums auch eine Verbundenheit mit anderen. Mir vollkommen fremde Menschen orientieren sich ebenfalls an diesen beiden Daten, sie erleben Frust, Freude, Versuchung, Euphorie, Zweifel, Kraftlosigkeit, Energieschübe, Leere und Erfüllung... genau wie ich. Ich genieße allmorgendlich die Bilder und Gedanken im „Fastenwegweiser“, ich fühle mich Tag für Tag mehr mit einer Gemeinschaft verbunden, den vielen Menschen, die ich gar nicht kenne, von denen ich nur eine globale Vorstellung habe. Ich lebe in einer Blase – es herrschen eigene Gesetze in diesem Raum und doch nehme ich Teil am „normalen“ Leben außerhalb. Ich existiere zeitlich und räumlich in einem Paralleluniversum, bewege mich auf meiner eigenen Spur und schaue ab und zu mal zur Seite, da läuft die Welt weiter wie bisher, mal langsamer als ich, oft schneller.

Yana Arlt


Des Magens Leere ist ein Hort verborgener Süße.
Lauten sind wir - nicht mehr, nicht weniger.
Wenn der Resonanzkörper mit irgend etwas vollgestopft wird, erklingt keine Musik.
Wenn, durch das Fasten, Hirn und Bauch in reiner Flamme brennen,
kommt jeden Augenblick ein neues Lied aus dem Feuer.

Der trübe Dunst verzieht sich, und neue Triebkraft läßt dich
die vor dir liegenden Stufen emporstürmen.
Sei leerer noch, und klage, wie die Rohrblattinstrumente klagen.
Noch leerer: um Geheimnisse mit der Rohrfeder zu schreiben.

[...]

Rumi