Mittwoch, 14. Februar 2024

"Ja, ich sehne mich nach dir" ~ verblassendes Sehnen


 

Die Worte "Ja, ich sehne mich nach dir" von Rainer Maria Rilke kamen mir im Februar 2018 in den Sinn, als ich auf die mit Raureif bedeckte Fläche schaute.

Berührende Verse stammen aus der Feder des in Prag geborenen österreichischen Dichters und Bohemiens. Seine Gedichte werden geliebt und oft zitiert, sie erleben von Zeit zu Zeit eine Renaissance. Er war ein Sonderling, über dessen Privatleben auch heute noch geforscht und getratscht wird. Ich beneide Clara Westhoff, eine junge Frau mit dem Willen eine Bildhauerin zu werden, nicht, die 1901 seine Frau wurde. Beide hatten eine Tochter. Einfach war das Zusammenleben nie. Aber wer weiß schon, welche Weltallströmungen zwei Menschen zueinandertreibt, miteinander verbindet und zusammenhält . . . oder auch wieder voneinander löst . . .

Ich schrieb also die Worte aus dem Gedicht "Die Liebende" in die weiße Fläche und beobachtete wie der Raureif nach und nach schmolz ~ verdunstete und die so offenherzigen Worte unleserlich machte. Was, wenn ein Geständnis, eine Beichte, ein Versprechen, eine Offenbarung auf flüchtigen Grund geschrieben steht . . . niemand wird es je lesen, niemand wird davon erfahren, niemand wird sich darauf berufen können, aus den Augen - aus dem Sinn. "Sieh dir die Liebenden an / wenn erst das Bekennen begann / wie bald sie lügen."   

 


 

Ich erinnere mich an so manche Mittagspause auf der Bank, so manche Begegnung, inhaltsvolle Gespräche, gemeinsames Schweigen und ja, auch sehr viel Fröhlichkeit. Ein Jahr nachdem die Fotos der Raureifworte entstanden, im Frühjahr 2019, zogen wir mit unserem Vereinssitz von der Breitscheidstraße Senftenberg nach Brieske-Marga ~

Yana Arlt

 

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kaum zu glauben, wie lange das alles schon her ist