MEHR
ALS
WENIGER
ALS GLEICH
VIEL
Zum Verhältnis von Ökonomie
und Kultureller Bildung
PROLOG
Prof.Dr.Eckart
Liebau / Vorsitzender des Rates für Kulturelle Bildung
Wenn
es um Kulturelle Bildung geht, hat Ökonomie einen schlechten Ruf.
Entweder ist immer alles zu knapp: Es fehlt an Geld, an Räumen, an
Personal, an Angeboten, an Macht und Anerkennung. Obwohl von allem
viel mehr nötig wäre, muss man, notgedrungen, irgendwie mit viel
weniger als nötig zurechtkommen und sich durchwurschteln – immer
mit dem Wunsch und in der Hoffnung, dass es eines Tages doch besser
werden möge, und dem gleichzeitigen Zweifel daran, dass dieser
Zustand je eintreten wird.
Oder es ist alles zu viel: zu viele
Museen mit zu vielen Werken, die nicht ausgestellt und nicht
vermittelt werden können, zu viele Besucher bei populären
Veranstaltungen, die nichts oder zu wenig verstehen, zu viele und zu
teure Orchester und Opernhäuser, die zu wenige Kinder und
Jugendliche erreichen, schon gar nicht die „bildungsbenachteiligten“.
Zu viele Künstler, die von ihrem Beruf nicht leben können und
deswegen ihr Auskommen in der Kulturellen Bildung suchen. Zu viel
Kulturelle Bildung auf Kosten der „eigentlichen“ Kunst, zu viel
falsche, an Verwertung orientierte Werte in der Kulturellen Bildung,
in der die ökonomisch verwertbaren Nebenwirkungen für beruflich und
alltäglich brauchbare und nützliche emotionale, kognitive, soziale
Qualifikationen den intendierten kulturell bildenden Hauptwirkungen
übergeordnet werden: Kulturelle Bildung ist gut, weil sie
wirtschaftlich nützlich und brauchbar ist, weil sie für
Kreativität, Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit sorgt –
igitt [...]
Offenbar muss man auch im Kontext Kultureller Bildung unterscheiden, worüber man redet, wenn man über Ökonomie redet. Eine zentrale Forderung des Rates für Kulturelle Bildung zielt auf eine quantitativ hinreichende und qualitativ hochwertige Grundversorgung mit Kultureller Bildung für alle in unserer Gesellschaft zusammenlebenden Menschen. Das zielt also zugleich auf materiellen Reichtum und auf immateriellen Reichtum. Es geht darum, die materiellen Voraussetzungen dafür zu sichern und gegebenenfalls neu zu schaffen, die für eine gute Vermittlung und Aneignung von Kunst und Kultur, für eine gute Kulturelle Bildung nötig sind. […]
Essen, im Januar 2017
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