Montag, 25. September 2023

Inspirieren lassen ~ Dank

 

Am vergangenen Samstag war Herbstanfang. Mabon. Einer der Erntedankfeste. Tag- und Nachtgleiche. Zeit, auf das bisherige Jahr zurück zu schauen. Bilanz zu ziehen, was aus den Samen und Stecklingen gewachsen ist. Auch: Habe ich mich für die richtigen Dinge entschieden und engagiert? Habe ich die beständigen, ehrlichen Freundschaften gepflegt? Bin ich mir selbst treu geblieben? Habe ich die richtigen Lehren aus den Begegnungen, Ereignissen und Ent-Täuschungen gezogen?
Welchen Stellenwert hat heute noch Dankbarkeit? Wie viel nehmen wir als selbstverständlich hin? Man sagt: „Man weiß erst, was man hatte, wenn man es verloren hat.“ Muss es wirklich so weit kommen? Geht der Bewusstheit immer der Verlust voraus?
In diesem Jahr gab es nicht viele Pfirsiche auf dem Baum, der in meinem Garten steht – aber, mmmmhh, die wenigen sind köstlich! Die Kräuter auf den Beeten haben mir so manchen Heilsud beschert. Das winzige Maulbeerbäumchen ist in den vergangenen Jahren zu einem Baum voller kleiner schwarzer Früchte herangewachsen, die ein einmaliges Aroma entfalten. Der Orleander, den ich durch den Winter brachte blühte üppig und erst vor ein paar Tagen überraschte mich der Rosenstock mit der Entfaltung einer letzten Blüte... Am vergangenen Samstag erlebte ich in kleiner Runde einen zauberhaften Herbstanfang mit einer Pfanne Buchteln, Kürbissuppe, Brot, Feuer, Trommeln und besonderen Gesprächen und besonderem Schweigen. Auch für Freunde und Familie bin ich dankbar, für die besondere Energie, die uns verbindet.
Ja, es gibt auch die andere Seite: die Schnecken, die jede Salatpflanze, das zarte Grün der Möhren und 4 der mühsam aufgezogenen Tabakpflanzen verputzten, die Werlen und Mäuse, die mölicherweise die Gladiolenzwiebeln auffraßen, die Trockenheit, die den Tomatenpflanzen und den Rote-Beete-Keimlingen übel zusetzte, die Katze, die mir die Reihen mit frisch ausgebrachten Pastinakensamen zerwühlte... die Vertrauten, die sich nicht mehr melden, die Kollegen, die hinter dem Rücken ihr eigenes Ding durchziehen, die Gesprächspartner, die nicht mehr grüßen, die Bekannten, die nicht ehrlich sind, die Mitstreiter, die beleidigt sind. Gegen viele dieser Dinge sind wir machtlos, wir gießen, hacken, schreiben, rufen an, säen nach, pflanzen neu und doch soll es nicht sein. Es gibt in diesem Jahr keine blühenden Gladiolen in meinem Garten, keine Rote Beete Knollen, kaum ein paar mickrige Stängel Dill, gerade einmal 4 Bohnen. Schau ich nun auf das, was nicht wächst, nicht blüht, keine Früchte trägt oder bin ich dankbar für jede Süßkirsche, jede Erdbeere, jedes Salbeiblatt und jede Ringelblumen- und Borretschblüte? Ich mache insgeheim Gartenpläne für das kommende Jahr. Ich mache Pläne!

Yana Arlt



Gib dem Aufmerksamkeit, was wachsen soll!

Textquelle: Internet