Ich sitze am Strand des Senftenberger Sees. Habe 4 Kissen mitgebracht und in einem Stoffbeutel liegen ein paar Bierflaschen. Eigentlich warte ich auf Wolfgang, Alex und Wenke – an diesem Donnerstagabend vor dem Lausitzer Lyrikfestival. Mal raus aus dem Büro. Vor dem Festivaltrubel mit dem straffen Zeitplan nochmal durchatmen. Auch: Zeit für uns haben – so oft haben wir nicht die Gelegenheit, persönlich nebeneinander zu sitzen, wenn es in Ordnung ist auch mal ein paar Momente nix zu sagen, am Bier zu nippen und aufs Wasser zu schauen, auf Brot und Käse herumzukauen. Ich sitze, warte, pflücke dann ein paar Breitwegerichblütenstängel, die hinter mir auf der Wiese stehen, verflechte sie miteinander … hebe im Strandsand eine kleine Kuhle aus, sammle schwarze Steinchen und dann weiße Steinchen, nach und nach entsteht ein Bild … ich tauche ganz in die Beschäftgung mit Formen, Farben, Muster. Warum habe ich so lange kein LandArt-Bild mehr gelegt? Die Kollegen trudeln ein – sehr unterschiedlich leise oder laut, Wolfgang betritt die „Bühne“ mit einem wiederentdeckten eigenen Text … wir reden, trinken, essen … die Sonne versinkt, es wird kühl und dunkel … nochmal kurz in den See hüpfen, der wärmer ist als die Lufttemperaturen, den Stress der letzten Tage und Wochen abspülen … die Nacht vor dem 10. Lausitzer Lyrikfestival … beginnt mit einem Haiku von Alexander, das er am See unter den Sternen schrieb.
Fulbert Steffensky
Textquelle: www.andersLEBEN-magazin.net