Sonntag, 6. September 2015

LAUSITZER LYRIKFESTIVAL



Wolfgang Wache begrüßt Autoren und Gäste vor der Martin-Luther-Kirche

Die Schläge der Glocken begleiten über den Tag hinweg das Lausitzer Lyrikfestival. Als die Turmuhr der Briesker Martin-Luther-Kirche zwei Uhr angibt, erhebt Wolfgang Wache die Stimme, um die Lyriker und Gäste des dritten Lyrikfestivals zu begrüßen. Sie waren aus Dresden, Leipzig, Kronach und Halle gekommen. Auch Peter Drescher, der in Brieske seine ersten Geschichten schrieb und jetzt in Thüringen lebt, kam mit seinen Büchern wieder einmal in die alte Heimat. Er war es auch, der als Erster auf der Bühne im Zechensaal seinen Text las. Die Performance „Das schwarze Gold ist verbrannt“ war das Highlight des Lausitzer Lyrikfestivals 2015. Elf Autoren hatten sich mit den Themen Heimat, Heimatverlusst, Kommen und Gehen, Zugehörigkeit und Ausgeschlossensein beschäftigt. Die Texte gingen unter die Haut, mit Stoffen, Lichteffekten, Bildern und Klängen ergab die Inszenierung eine einmalige Stimmung zwischen Erinnern, Mahnen, Sinnieren und Reflektieren. „Das alles kann Poesie, kann Literatur“, schwärmt Wolfgang Wache, „und ich werde mich weiterhin für Lyriker und Poesie einsetzen, auch wenn ich so manches Mal belächelt werde oder auf Unverständnis stoße.“ Kerstin Becker, Lyrikerin aus Dresden, ist es in der gemeinsamen Leserunde zum Abschluss ein Bedürfnis, den Initiatoren, Organisatoren und somit Gastgebern noch einmal persönlich herzlich zu danken und anzuerkennen: „Das Besondere an diesem Lyrikfestival ist es, dass es eben nicht in Hamburg, in Dresden oder Berlin stattfindet sondern hier in der Lausitz.“ Ingeborg Arlt stand das erste Mal auf der Lausitzer Bühne: „Ich möchte gern im nächsten Jahr wieder eingeladen werden.“ 

Kerstin Becker während ihrer Lesung unter dem Sternzelt
Udo Tiffert und Wolfgang Wache (v.l.n.r)
Abendliche Abschlusslesung aller Autoren

Vielen Helfern wäre zu danken, den Autoren allen namentlich für die Teilhabe an ihrer Poesie. Ob es auch 2016 das Lausitzer Lyrikfestival geben wird, dazu möchte sich Wolfgang Wache noch nicht äußern: „Wir werden beim Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, bei Aktion Mensch und anderen Institutionen wieder Anträge stellen, uns um Sponsoren bemühen, aber die Mittel werden im Kultur- und Kunstbereich immer knapper und immer seltener gelingt es uns, dass sie auch in Projekte im ländlichen Raum fließen. Der Vereinssitz des Nachwuchs-Literatur-Zentrum „Ich schreibe!“ e.V. ist nun mal in Senftenberg, das ist weit weg von Potsdam, wo die Brandenburger Landesverwaltung sitzt oder Halle, wo die Kulturstiftung des Bundes angesiedelt ist.“
Susann Vogel steht, angelehnt an die Wand, im Raum mit der Blauen Bühne. Sie führt als Moderatorin durch das Programm und freut sich nun, den Literaturzirkel „buterbrod“ zu erleben. „Ich kenne die drei Lyriker aus Hildesheim und nun sind sie bei uns in Brieske zu Gast, das ist etwas Besonderes.“ Die Literaturwissenschaftlerin engagiert sich seit vielen Jahren im Verein und ist mit dem großen Organisationsaufwand für solche Projekte wie den Tagen der Literatur vertraut. „Die beiden aufwändigsten Aktionstage haben wir erfolgreich geschafft, jetzt freue ich mich auf die Lesungen von Ursula Kramm Konowalow am Dienstag, von Wolfgang Wache am Mittwoch und Udo Tiffert am Donnerstag. Mit dem Tag des offenen Denkmals am kommenden Sonntag enden die Tage der Literatur und dann werde ich endlich wieder einmal ausschlafen können.“

"buterbrod": Viktor Kapischnikow, Lena Inozemtsewa, Sergej Tenjatnikow (v.l.n.r.)