Schon beim ersten Lyrikfest 2013 war Udo Tiffert mit dabei. Die Aufnahme, die in diesen Post eingefügt ist, hat der Fotograf Steffen Rasche während des Lyrikfestes 2014 gemacht. Der Autor schreibt unaufgeregt und liest auch so. Wir haben ihn auf der monatlich stattfindenden "Lesebühne" in Cottbus erlebt und auf den Bühnen der Lyrikfeste. "Unaufgeregt", ich weiß nicht, ob sich ein Schreibender über so eine Formulierung freut. In Zeiten, in denen Autoren auf den Bühnen ihre Texte inszenieren, sich kostümieren und mit Requisiten agieren; in denen es kaum noch eine Lesung ohne Begleitmusiker gibt, bei denen das Publikum am Ende des Abends sagt: Die Musik war schön. In Zeiten, in denen Autoren aus sich eine Marke machen, die entweder provozieren wollen oder Schenkelklopfer von der Rampe hauen - in solchen Zeiten sitzt Udo Tiffert ganz unaufgeregt in einem schlichten weißen Hemd ohne kunstvoll geknotetem Halstuch, ohne auffällige Krawatte vor seinen Büchern oder den losen Blättern und liest. Liest ganz unaufgeregt seine Prosa und Lyrik. Man ist gefangen von diesem Vortrag, der das geschriebene/ vorgelesene Wort ganz ins Zentrum seiner Präsenz stellt. Der Gedanke, die Geschichte - was will uns der Autor damit sagen. Es ist eine Flussdampferfahrt, das Kakaopulver, das Klopfen des Waggons, die Lausitzer und die Fremde, die Wahlen, Bäume im Gleis ... eben solche Sachen, die man ja irgendwie jeden Tag und so. Was kann der Autor schon mitteilen mit solchen Texten. Es ist das uns Umgebende, dem Udo Tiffert eine Geschichte verleiht, eine Bedeutung; das Kleine wird groß, das Große wird in Kleinteile zerlegt und besteht so manches Mal nicht den "Alltagstest". Um die Tage und Nächte, die sich zu Jahren und Jahrzehnten reihen, zu meistern und in den Umbruchsituationen unseres Lebens brauchen wir eben keine Superhelden, sondern den Duft im Dunkel einer Kakaopulverbüchse.
Und draußen ist es noch dunkel
Flußdampfer
Holzbänke rutschen auf grauem Wasser
nach Algen Laub oder nassen Tieren
riecht die träge Fläche
und ihr Kleid duftet frisch teuer
wie Nordeuropa
drehte ich meinen Kopf
ich weiß es seit ich die Treppe hinauf
an ihr vorbei drängelte
Was ich in den vergangenen Jahren versuchte
ist endlich gelungen doch
darüber sprechen wir nicht
sie sieht es mir an
Zwischen ihren blassen funkelnden Augen springen Locken vereinzeltes Haar
das Klemmen und Bänder nicht erjagten
Füße frieren
Füße tappen
die Gasflamme zischelt Rest
Wein schweigt neben Kaffee
genug Wein ist da
Kaffeedampf schlingert
Zeit genug
zu schlürfen an Tasse
am Glas – Flußdampferzeit
Flußdampferzeit
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Udo Tiffert beim Lyrikfest 2014 in Senftenberg; Foto: Steffen Rasche |
LAUSITZER LYRIKFESTIVAL 4. bis 6. September 2015 in Senftenberg/ Ortsteil "Arbeiterkolonie und Gartenstadt Marga"
Hauptveranstaltung am Samstag, 5. September 2015 mit über 20 namhaften Lyrikern und Eröffnungsperformance "Das schwarze Gold ist verbrannt" im Zechensaal des ehemaligen Zechenhauses