Montag, 17. März 2025

Inspirieren lassen ~ Frühling lässt sein blaues(?) Band / Tritanopie

 

Das blaue Band. Der blaue Himmel. Das blaue Auge. Die schöne blaue Donau. Die blaue Tonne. Die Blaue Stunde. Die Blue Jeans. Der Blaumann. Blau machen. 19 % der Deutschen nach ihrer Lieblingsfarbe gefragt, antworten: blau. Dem folgen grün für 14 % und rot für 13 % der Menschen. In seinem Gedicht „Die Visite“ schreibt Hans Magnus Enzensberger „Sie können sich gar nicht vorstellen, / sagte er, wie entbehrlich Sie sind. / Eine einzige unter fünfzehntausend Schattierungen / der Farbe Blau, sagte er, / fällt mehr ins Gewicht der Welt / als alles, was Sie tun oder lassen“. Gehörst auch du zu den 19 % Blauliebhaber – ich lasse jegliche politische Diskussion, die dieses Bekenntnis anstoßen könnte, außen vor. Blau ist eines der am schwersten herzustellenden natürlichen Färbebäder z.B. für Wolle, Stoffe. Im Thüringer Wald wurde ab dem 9. Jahrhundert der Färberwaid angebaut und brachte Wohlstand und Reichtum, bevor im 17./ 18. Jahrhundert der Farbstoff Indigo aus den überseeischen Kolonien seinen Siegeszug antrat und 1878 durch die Herstellung synthetischen Indigos ersetzt wurde. Viele meinen, in der bevorstehenden Osterzeit könne man doch mit Heidelbeeren oder Blaukraut (Rotkohl) auf einfache Art die Eier blau färben. Nein, so einfach geht es nicht, richtet man ein Färbebad mit diesen Früchten an, dann ergibt das eher ein graublau. Nun beginnen die Frühlingsblumen ihre Blüten zu entfalten – darunter auch die Blausternchen, Traubenhyazinthe, Kegelblume/ Puschkinie, Zwergiris, Hasenglöckchen, Hyazinthen und Vergissmeinnicht. Meinte Eduard Mörike die das Flussufer säumenden blau-violetten Märzveilchen mit dem „blauen Band“, das der Frühling „durch die Lüfte“ flattern lässt? Eigentlich gibt es viel mehr gelbe Frühblüher, wie die Winterlinge, die Blüten der Zaubernuss, Krokusse, Osterglocken, Scharbockskraut... Forsythien, Huflattich, Löwenzahn... Es gibt mannigfaltige Pflanzen, mit denen man gelb färben kann: Birkenblätter, Saflor, Tagetes, Goldrute, Rainfarn, Färberkamille, Schafgarbe, Johanniskraut, Schöllkraut... Vielleicht ist die ganze Schönfärberei aber auch ein riesiger Schwindel. Vielleicht sehen nur wir Menschen die Tomate, die Kirsche, die Erdbeere als rote Frucht, den Flieder violett oder lilafarbend blühen... unsere Art zu sehen, wahrzunehmen unterscheidet sich sogar schon, habt ihr jemals eine Diskussion geführt, ob das T-Shirt grün oder blau ist, wenn es türkis eingefärbt ist? Je nach Lichtverhältnissen kann diese Mischfarbe aus Grün und Blau mal diese Anteile besser erkennen lassen oder eben jene. Auch die Farbe der Iris bei Menschen mit heller Augenfarbe kann je nach Licheinfall blau erscheinen oder eher einen Stich ins Grüne oder ins Graue aufweisen. Menschen mit Deuteranopie (Grünschwäche) haben Schwierigkeiten grün, orange und rot zu erkennen. Protanomalie (Rotschwäche) verleiht den Tomaten, Marienkäfern und Erdbeeren eher ein grau-grünes Aussehen. Ja, und das blaue Frühlingsband von Eduard Mörike können Menschen mit Tritanopie (Blauschwäche) nicht als solches wahrnehmen. Unter einer Farbsehschwäche, oft als Farbenblindheit bezeichnet, leiden ca. 8 % der Männer und 0,4 % der Frauen. Es gibt jedoch entsprechende Brillen, die die eingeschränkt funktionstüchtigen Zapfen in der Netzhaut (Retina) im gewissen Grad kompensieren können. Ok, für die Blauschwäche leider nicht, mit dieser genetisch bedingten Farbsinnstörung muss man leben.

Yana Arlt


Ede fragt seinen Zellengenossen :
"Warum sitzt du?“
"Weil ich farbenblind bin!"
"Das ist doch kein Verbrechen!"
"Doch, ich habe rote Hunderteuroscheine gedruckt."


Textquelle: Internet