Manchmal schauen wir aus dem südlichsten Zipfel des Landes
Brandenburg etwas neidvoll auf die literarische Szene in Berlin. Unzählige
Lesebühnen, Lesecafés, Poetry Slams, Literarische Treffpunkte … bieten dem
Literaturwilligen eine reiche Auswahl. Dazu kommen Verlage, Buchläden,
Bibliotheken, bei denen Jeder irgendwann mal auf etwas stößt, in dem er sich
wiedererkennt. So ein Netz lockt viele in die Hauptstadt, die sich Ruhm und
Reichtum als gefeierter Autor erhoffen. Allein, die Realität ist schon etwas
anderes. Und auf der Bühne zu stehen unterscheidet sich sehr von der Stimmung
hinter der Bühne oder dem Ort, an dem man schreibt. Einer, der schon vieles
ausprobiert, initiiert und etabliert hat, ist Tom Bresemann. Er ist nicht in
die Stadt an der Spree gepilgert wie viele andere, sondern sein Lebensweg
begann sogar dort. 2004 betritt er die Bühne, stellt sich mit
Veröffentlichungen in verschiedenen Anthologien und Magazinen, in eigenen
Publikationen, bei Lesungen und Symposien der Betrachtung und Beurteilung durch
Publikum. Er sucht die Nähe zu Menschen – zu Schreibenden, zu Lesenden, zu
solchen, die von sich behaupten, dass sie Gedichte nicht verstehen und dass für
sie Literatur sowieso nix ist. Bei seinen Projekten geht es ihm um die
Vermittlung „noch nicht kanonisierter Literatur und noch nicht etablierter
Autoren“* Das haben sich vor ihm auch schon andere vorgenommen aber mit dem
Profil des jungen, unabhängigen Literaturhauses, das ich im Berliner
„Bergmannkiez“ ausfindig gemacht habe, könnte das gelingen.
In diesem Jahr ist Tom Bresemann zum zweiten Mal bei dem
Lausitzer Lyrikfestival dabei. Aus den Gesprächen hinter und neben der Bühne
wünschen wir uns neue Impulse und können vielleicht auch an der ein oder
anderen Erfahrung teilhaben lassen. Literaturvermittlung wird im Idealfall
darüber eine fruchtende „Gemeinschaftsinitiative“ – für die Lyrik, für die
Dichter!
die
mitte der stadt
in
dir: abstoßende geschäftigkeit, pulsierendes
leben. präventiv hast du deine gedanken kastriert:
vor lauter metaphorik kommst du
nicht zum stich, im close up findest du
das schwanzende nicht mehr:
pünktlich zum empfang stehen die statisten,
überlebensgroß und apfelfrisch. deine müdigkeit
findet hier nicht statt. es ist das jahr
der topevents: high class adult entertainment:
die stadt schluckt alles und du hältst drauf.
offen liegt der tag vor dir,
doch du findest nicht hinein: überall
hochglanz und imprägniertes leder, trotzdem
fickt niemand.
leben. präventiv hast du deine gedanken kastriert:
vor lauter metaphorik kommst du
nicht zum stich, im close up findest du
das schwanzende nicht mehr:
pünktlich zum empfang stehen die statisten,
überlebensgroß und apfelfrisch. deine müdigkeit
findet hier nicht statt. es ist das jahr
der topevents: high class adult entertainment:
die stadt schluckt alles und du hältst drauf.
offen liegt der tag vor dir,
doch du findest nicht hinein: überall
hochglanz und imprägniertes leder, trotzdem
fickt niemand.
Aus:
Tom Bresemann
Makellos. 2007, 2008² Verlagshaus J Frank
* Quelle: http://www.lettretage.de/
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