Montag, 16. Dezember 2024

Inspirieren lassen ~ Jubiläen

 

Die Goldene Hochzeit (50 Jahre). Der 110. Tag der Einweihung der Kirche. Der 60. Geburtstag. Der 75. Geburtstag. Den 3. Jahrestag des Kennenlernens. Der 50. Geburtstag. Die 5 Jahre im jetzigen Vereinsdomizil. Das 30. Firmenjubiläum. Die 20 Jahre Führerscheinbesitz. Es gibt immer etwas zu feiern! Aber wie feiert man richtig? Klassisch für ein besonderes Ereignis im Leben ist das Glas Sekt, vielleicht ein paar Häppchen oder ein stimmungsvolles Abendessen in einem Restaurant, als Variante eine Party mit DJ und/ oder Band. Doch so unterschiedlich die Menschen sind, so unterschiedlich ist auch das Zelebrieren des Anlasses. Der eine mag keinen Alkohol, der andere fühlt sich zwischen anderen besetzten Tischen mit weißer Tischdecke und künstlerisch drappierten Gerichten auf schlichten weißen Tellern überfordert und bedrängt, manch einer kann einer üppigen Festtagstorte nichts abgewinnen oder ärgert sich, dass auch bei diesem Büfet die Käseschnittchen über und unter den Wursthäppchen aufgetürmt sind und es soll Menschen geben, die sich auch auf einer Party gern unterhalten möchten, was aber aufgrund der dröhnenden Musik aus den Lautsprechern kaum möglich ist.
Die gleiche Frage stellt sich eigentlich auch für die Weihnachtsfeiertage und den bevorstehenden Silvesterabend. Was jedoch geben uns die Werbebilder vor? Die üppig geschmückte Tanne steht in der Zimmerecke, um die lange Tafel mit weißem Tischtuch versammeln sich Familien und Freundeskreise mit bester Laune und freuen sich auf das gemeinsame Mahl aus exklusivsten Zutaten. Die Silvesterparty wird im noblen Zwirn gefeiert, alles glitzert, tanzt, lacht, staunt beim Feuerwerk, fällt sich breit lächelnd um Mitternacht in die Arme. Bei wie viel Prozent der Menschen verlaufen die Festtage wirklich so? Geburtstage werden sehr individuell gefeiert – zumindest in meinem privaten Umfeld, wir sind zum Glück mittlerweile weit weg von den Ansammlungen aller möglichen nahen und vor allem fernen Verwandten zu diesen 5 oder 6 Tagen im Jahr, an denen es nach der Kaffeetafel die Schnapsrunde gab, der das Abendessen folgt, bei der eine gute Hausfrau zeigen kann, was sie alles in Topf, Pfanne und Schüssel drauf hat. Ja, so verliefen die Geburtstage in meiner Kindheit, zum Glück gab es da noch den Onkel, der ein paar Zauberstücke auf Lager hatte und uns mit Kartentricks und Luftballontieren überraschte und herrlichen Quatsch erzählen konnte. Ja, auch bei uns gab es an Heiligabend den Kartoffelsalat mit Würstchen und an einem Tag ging es zur Oma, die wie keine andere Kartoffelklöße kochen konnte. Die Familienrituale zu Ostern und Weihnachten halten sich in unserem Kopf sehr hartnäckig. Warum ist das so? Vielleicht schwingt eine Sehnsucht mit, nach Wohlbefinden und Geborgenheit, die wir aus der Kindheit zu kennen glauben. Eben eine heile Nacht – eine Heilige Nacht. Aber auch Weihnachten durchläuft einen Wandel in unserem Leben... die Feiertage sind so heil und heilsam, wie wir sie uns und auch unseren Mitmenschen gestalten.

Yana Arlt


Weihnachtsabend
Herrmann Hesse

Am dunklen Fenster stand ich lang
Und schaute auf die weiße Stadt
Und horchte auf den Glockenklang,
Bis nun auch er versungen hat.

Nun blickt die stille reine Nacht
Traumhaft im kühlen Winterschein,
Vom bleichen Silbermond bewacht,
In meine Einsamkeit herein.

Weihnacht! - Ein tiefes Heimweh schreit
Aus meiner Brust und denkt mit Gram
An jene ferne, stille Zeit,
Da auch für mich die Weihnacht kam.

Seither voll dunkler Leidenschaft
Lief ich auf Erden kreuz und quer
In ruheloser Wanderschaft
nach Weisheit, Gold und Glück umher.

Nun rast' ich müde und besiegt
An meines letzten Weges Saum,
Und in der blauen Ferne liegt
Heimat und Jugend wie ein Traum.