Die Goldene Hochzeit (50 Jahre). Der
110. Tag der Einweihung der Kirche. Der 60. Geburtstag. Der 75.
Geburtstag. Den 3. Jahrestag des Kennenlernens. Der 50. Geburtstag.
Die 5 Jahre im jetzigen Vereinsdomizil. Das 30. Firmenjubiläum. Die
20 Jahre Führerscheinbesitz. Es gibt immer etwas zu feiern! Aber wie
feiert man richtig? Klassisch für ein besonderes Ereignis im
Leben ist das Glas Sekt, vielleicht ein paar Häppchen oder ein
stimmungsvolles Abendessen in einem Restaurant, als Variante eine
Party mit DJ und/ oder Band. Doch so unterschiedlich die Menschen
sind, so unterschiedlich ist auch das Zelebrieren des Anlasses. Der
eine mag keinen Alkohol, der andere fühlt sich zwischen anderen
besetzten Tischen mit weißer Tischdecke und künstlerisch
drappierten Gerichten auf schlichten weißen Tellern überfordert und
bedrängt, manch einer kann einer üppigen Festtagstorte nichts
abgewinnen oder ärgert sich, dass auch bei diesem Büfet die
Käseschnittchen über und unter den Wursthäppchen aufgetürmt sind
und es soll Menschen geben, die sich auch auf einer Party gern
unterhalten möchten, was aber aufgrund der dröhnenden Musik aus den
Lautsprechern kaum möglich ist.
Die gleiche Frage stellt sich
eigentlich auch für die Weihnachtsfeiertage und den bevorstehenden
Silvesterabend. Was jedoch geben uns die Werbebilder vor? Die üppig
geschmückte Tanne steht in der Zimmerecke, um die lange Tafel mit
weißem Tischtuch versammeln sich Familien und Freundeskreise mit
bester Laune und freuen sich auf das gemeinsame Mahl aus exklusivsten
Zutaten. Die Silvesterparty wird im noblen Zwirn gefeiert, alles
glitzert, tanzt, lacht, staunt beim Feuerwerk, fällt sich breit
lächelnd um Mitternacht in die Arme. Bei wie viel Prozent der
Menschen verlaufen die Festtage wirklich so? Geburtstage werden sehr
individuell gefeiert – zumindest in meinem privaten Umfeld, wir
sind zum Glück mittlerweile weit weg von den Ansammlungen aller
möglichen nahen und vor allem fernen Verwandten zu diesen 5 oder 6
Tagen im Jahr, an denen es nach der Kaffeetafel die Schnapsrunde gab,
der das Abendessen folgt, bei der eine gute Hausfrau zeigen kann, was
sie alles in Topf, Pfanne und Schüssel drauf hat. Ja, so verliefen
die Geburtstage in meiner Kindheit, zum Glück gab es da noch den
Onkel, der ein paar Zauberstücke auf Lager hatte und uns mit
Kartentricks und Luftballontieren überraschte und herrlichen Quatsch
erzählen konnte. Ja, auch bei uns gab es an Heiligabend den
Kartoffelsalat mit Würstchen und an einem Tag ging es zur Oma, die
wie keine andere Kartoffelklöße kochen konnte. Die Familienrituale
zu Ostern und Weihnachten halten sich in unserem Kopf sehr
hartnäckig. Warum ist das so? Vielleicht schwingt eine Sehnsucht
mit, nach Wohlbefinden und Geborgenheit, die wir aus der Kindheit zu
kennen glauben. Eben eine heile Nacht – eine Heilige Nacht. Aber
auch Weihnachten durchläuft einen Wandel in unserem Leben... die
Feiertage sind so heil und heilsam, wie wir sie uns und auch unseren
Mitmenschen gestalten.
Yana Arlt
Weihnachtsabend
Herrmann
Hesse
Am dunklen Fenster stand ich lang
Und schaute auf
die weiße Stadt
Und horchte auf den Glockenklang,
Bis nun
auch er versungen hat.
Nun blickt die stille reine Nacht
Traumhaft im kühlen Winterschein,
Vom bleichen Silbermond
bewacht,
In meine Einsamkeit herein.
Weihnacht! - Ein
tiefes Heimweh schreit
Aus meiner Brust und denkt mit Gram
An
jene ferne, stille Zeit,
Da auch für mich die Weihnacht kam.
Seither voll dunkler Leidenschaft
Lief ich auf Erden
kreuz und quer
In ruheloser Wanderschaft
nach Weisheit, Gold
und Glück umher.
Nun rast' ich müde und besiegt
An
meines letzten Weges Saum,
Und in der blauen Ferne liegt
Heimat
und Jugend wie ein Traum.