Montag, 11. Dezember 2023

Inspirieren lassen – Für-& Vorsorge

 

Wisst ihr, was ich in der vergangenen Woche Tolles unternommen habe? Nix! Ich habe so lange geschlafen, wie es mein Körper brauchte, habe literweise Ingwertee mit nem ordentlichen Schuss Zitronensaft und nem Löffel voll Honig getrunken, habe heiß geduscht und mich danach auf die Couch platziert, ich habe konsequent alle schlimm-schlimmer-am schlimmsten-Meldungen gemieden, habe ein bisschen die Wohnung aufgeräumt, habe stringent an meinem Wohlbefinden gearbeitet – bin nicht zum Weihnachtskonzert gegangen und überhaupt den diversen Weihnachtsmärkten der Region fern geblieben. Jippi! Das Kratzen im Hals, die Kopfschmerzen und die Muskelverspannungen haben sich aufgelöst. Voller Elan gehe ich in diese Woche und freue mich schon auf den Winterworkshop am 3. Adventswochenende. Bis dahin ist noch einiges zu tun, der „Almanach 2023“ soll in den Druck gehen, die Arbeitsblätter für die Schreibimpulse müssen zusammengestellt und ausgedruckt werden, die „Türchen ins neue Jahr“ - also die Posts für den 25. Dezember bis 5. Januar - müssen vorbereitet werden und dann noch so dies und das.
Eine Sache habe ich mir allerdings gegönnt, ich habe mich am vergangenen Samstag ein paar Minuten in die Peter-Paul-Kirche gesetzt, habe die mich umgebenden Engel genossen und das Flüstern der mittäglichen Besucher. Am 12. Dezember kommen Nachmittag die Künstler und laden alle Geflügelten wieder in das große Auto. Leer werden die Wände und Säulen sein, fast ein halbes Jahr hingen und standen die beeindruckenden Werke aus Metall, Furnier, als Fotoausdruck und aus ehemaliger Gugelhupfform rechts und links der Sitzbänke. Es ist kalt in der Kirche. Vom Markt dringt durch die spaltbreit geöffnete Tür Weihnachtsmusik aus der Konserve. Ich ziehe das Schreibbuch aus dem Rucksack, drücke die Bleistiftmine heraus und setze die Graphitspitze auf das weiße Blatt Papier ~
Zuhause, in den Sofapolstern versinkend, schlage ich noch einmal die Seite auf und staune über die Verse, die mir die Engel zuflüsterten. Ein wahrhaftiger Adventmoment! Bedeutet doch „Advent“ - Adventus = Ankunft. Obwohl es mein ganz persönlicher, stiller Abschied von dieser Ausstellung war.


Yana Arlt


Warten ist eine Kunst
Dietrich Bonhoeffer

Advent feiern heißt warten können; Warten ist eine Kunst, die unsere ungeduldige Zeit vergessen hat. Sie will die reife Frucht brechen, wenn sie kaum den Sprößling setzte; aber die gierigen Augen werden nur allzuoft betrogen, indem die scheinbar so köstliche Frucht von innen noch grün ist, und respektlose Hände werfen undankbar beiseite, was ihnen so Enttäuschung brachte. Wer nicht die herbe Seligkeit des Wartens, das heißt des Entbehrens in Hoffnung, kennt, der wird nie den ganzen Segen der Erfüllung erfahren. Wer nicht weiß, wie es einem zumute ist, der bange ringt mit den tiefsten Fragen des Lebens, seines Lebens, und wartend, sehnend ausschaut bis sich die Wahrheit ihm entschleiert, der kann sich nichts von der Herrlichkeit dieses Augenblicks, in dem die Klarheit aufleuchtet träumen, und wer nicht um die Freundschaft, um die Liebe eines anderen werben will, wartend seine Seele aufschließt der Seele des anderen, bis sie kommt, bis sie Einzug hält, dem bleibt der tiefste Segen eines Lebens zweier Seelen ineinander für ewig verborgen.
Auf die größten, tiefsten, zartesten Dinge in der Welt müssen wir warten, da gehts nicht im Sturm, sondern nach den göttlichen Gesetzen des Keimens und Wachsens und Werdens.


Textquelle: dietrich-bonhoeffer.net