Dienstag, 24. August 2021

DAS WAR: Tag des offenen Ateliers

Das Besucheraufkommen an den Tagen des offenen Ateliers ist am Samstag und am Sonntag der meteorologischen Situation angepasst. Am Samstag durchgängig sonnig, nur hin und wieder huscht eine Wolke durch die Lichtstrahlen des Feuerballs – heißt, es ist ruhig, wir beiden Zentralgestirne ziehen unsere Bahnen durch die leeren Atelier- und Ausstellungsräume, eine Hand voll Gäste gleiten in größeren zeitlichen Abständen über unsere Wege. Der Sonntag ist durchwachsen – während eines heftigen Regenschauers am späten Nachmittag sitzen die etwa ein Dutzend Besucher im Platz des Friedens 2 fest und beschließen, es sich auf eine Weile bei netten Gesprächen gemütlich zu machen. So gelingt eben Kunstvermittlung auch, wenn man eine Sommertagshusche bestellt und dann ein paar Minuten mehr hat, etwas länger vor den Fotos, Grafiken, Tonfiguren etc. zu verweilen. Da es nun im Himmelsgewölbe auch noch beginnt zu grollen, bleibt Zeit für eine Lesung aus den eigenen Lyrikbänden oder die ein oder andere Entstehungsgeschichte z.B. zu den LandArt-Bildern „Du hast mich nicht mitgenommen“ und „Ich wohne hier“. 

Nun also doch noch den Text „Es zerreißt mich“, vom Autor Wolfgang Wache persönlich vorgetragen, und schon ist man mitten im Gedankenaustausch zu den eigenen schöpferischen Ambitionen und dem Wunsch nach Begegnung und Austausch. Die Flyer zu den „Kreativen Donnerstagen“ jede Woche ab 16 Uhr im MARGA-Atelier, die bisher übersehen wurden, werden interessant, werden in Vorfreude mitgenommen - „wenn es sich einrichten lässt ... dann bis Donnerstag...“. 

Die Filme von den Kunstpleinairs 2017 bis 2019 auf dem Marktplatz vor der Galerie MARGA überraschen sogar uns, da wir sie schon eine ganze Weile nicht mehr angeschaut haben. Ja, es ist eine Vielzahl von Aktivitäten, die der Verein „Ich schreibe!“ in den letzten Jahren ehrenamtlich gestemmt hat. Obwohl es weiterhin unser Kampf bleiben wird, das ehrenamtlich in hauptamtlich, in sozialversicherungspflichtig umzuwandeln. Auch dies Gesprächsthemen an diesem Wochenende, dass Kulturarbeit und Kulturelle Bildungsarbeit finanziert werden MUSS, dass Künstler und vor allem Kulturpädagogen berufliche Perspektiven und ein Minimum an finanziellen Sicherheiten brauchen. Schließlich kann nicht jede/r ein Ingenieursstudium absolvieren.


Stühle und Tisch im Freien, vor unserer Ateliertür werden zum Forum für die desolate, teilweise aussichtslose Situation der Menschen in der Lausitz. Ja, auch Corona und die Auswirkungen auf das Gesellschafts-, Berufs- und Privatleben ist ein Thema. Der Regen lässt sich mit einem Tuch vom Tisch wischen, die Belange der Menschen nicht. Auch der „Strukturwandel in der Lausitz“ ist ein Thema. „Wir wollen nicht immer nur das Negative sehen“, sagt eine Besucherin und sucht nach einem Lichtblick, nach einem Ausweg aus ihrer Verzweiflung. Ich stimme ihr zu und denke an die Drucke meines Holzschnittes, die im Atelier zum Trocknen ausliegen. „Eine Wand / Eine Wand / Eine Wand / Ein offenes Ende“ ist da zu lesen. Die Worte sind umgeben von Mauerresten und splitternden Dachbalken eines Abrisshauses. Mit alten Steinen kann man Neues aufbauen – es ist mühsam, langwierig und man braucht Hände, die mit anpacken.