Montag, 20. Oktober 2025

Inspirieren lassen ~ über Nacht

 

Ihr kennt das auch, im wahrsten Sinn des Wortes kann sich etwas „über Nacht“ verändern, es kann geboren werden, es kann vergehen, es kann eine so deutliche Wandlung erfahren, dass es nicht mehr wiederzuerkennen ist. Manchmal braucht es dafür nur ein paar Stunden. Manchmal ist der Auslöser ein Ereignis in der Länge eines Wimpernschlages.
Am Samstag war es, bei der Gartenarbeit, dass ich immer wieder am Basilikumstrauch vorbeiging, mit der Hose die Blätter und Blüten streifte und mich am Duft berauschte. Sommer! Irgendwie riecht Basilikum für mich immer nach Sommer – nach Mozarella-Tomaten-Scheiben mit etwas Olivenöl und: frischem Basilikum... nach Pasta mit Soße und: frischem Basilikum. Eindeutig mediterran. An diesem sonnigen Samstag umschwirrten Insekten die duftenden Blüten, ich verstehe sie ja, kann mich selbst kaum dem Sog dieses Aromas entziehen, der 18. Oktober und noch immer durchströmt der Sommerduft und mit ihm ein Sommergefühl den Garten. Basilikum kann eine komplette Apotheke ersetzen (etwas übertrieben formuliert) – er wirkt antibakteriell, abwehrstärkend, verdauungsfördernd, darmreinigend, krampflösend, beruhigt das Nervensystem etc. er hilft gegen Nervosität, Angstgefühle, Schlafstörungen und depressive Verstimmungen. Es gibt verschiedene Blattfarben und -formen und Arten mit besonderem Zusatzaromen, so gibt es das Zitronenbasilikum oder Zimtbasilikum. Ja, ich verpackte die Basilikumpflanze in Zeitungspapier, denn in der Nacht von Samstag zu Sonntag sollte es Nachtfrost geben, das ist nix für die zarten Blättchen, den Wärmelieber und bei der Kapuzinerkresse hatte dieser Schutzmantel bereits geholfen. Jedoch, wenige Nachtstunden, vermutlich die kältesten Minuten um den Sonnenaufgang herum genügten, um den Strauch ergrauen zu lassen. Der schmelzende Raureif tropft von den herabhängenden Blättchen. Nein, es war keine Unachtsamkeit meinerseits aber meine Maßnahmen haben das Erfrieren nicht verhindern können. Manchmal müht man sich, eine Gefahr, der man gewahr wird, zu bannen. Manchmal kämpft man mit dem Wort gegen Unverständnis und das Nichtwahrhabenwollen, gegen Ignoranz und Kälte. Achte auf dich, leg dir bei Minusgraden einen Schal um; meide die großen Menschenansammlungen; lösche, was du im ersten Impuls in die Kommentarspalte geschrieben hast; atme tief durch, ehe du losschreist und Türen knallst; sprich mit ihm/ihr, ehe du über ihn/sie redest; erinnere dich an die Gemeinsamkeiten, ehe du den Streit um Belanglosigkeiten eskalieren lässt; zieh die nassen Schuhe und Socken aus ~ arbeite an deinen Beziehungen... an allen: Familie, Freunde, Kollegen, die Leute im Verein, Nachbarn, die Verkäuferin hinter der Käsetheke, die deine Lieblingssorte kennt... denn über Nacht kann alles anders sein.

Yana Arlt


Felix Meyer

Und über Nacht ziehen Wolken auf und ein Sturm,
und vielleicht reicht es dann noch für einen letzten Schluck.
Am Ende ist es schwer, was niemals war zu beweinen.


aus: „Der reichste Mann







Lesetipp... auch wenn ich in einem früheren Post schon einmal auf ähnliche Artikel hingewiesen habe: „Was bereuen Sterbende am meisten?