Ihr
kennt das auch, im wahrsten Sinn des Wortes kann sich etwas „über
Nacht“ verändern, es kann geboren werden, es kann vergehen, es
kann eine so deutliche Wandlung erfahren, dass es nicht mehr
wiederzuerkennen ist. Manchmal braucht es dafür nur ein paar
Stunden. Manchmal ist der Auslöser ein Ereignis in der Länge eines
Wimpernschlages.
Am Samstag war es, bei der Gartenarbeit, dass
ich immer wieder am Basilikumstrauch vorbeiging, mit der Hose die
Blätter und Blüten streifte und mich am Duft berauschte. Sommer!
Irgendwie riecht Basilikum für mich immer nach Sommer – nach
Mozarella-Tomaten-Scheiben mit etwas Olivenöl und: frischem
Basilikum... nach Pasta mit Soße und: frischem Basilikum. Eindeutig
mediterran. An diesem sonnigen Samstag umschwirrten Insekten die
duftenden Blüten, ich verstehe sie ja, kann mich selbst kaum dem Sog
dieses Aromas entziehen, der 18. Oktober und noch immer durchströmt
der Sommerduft und mit ihm ein Sommergefühl den Garten. Basilikum
kann eine komplette Apotheke ersetzen (etwas übertrieben formuliert)
– er wirkt antibakteriell, abwehrstärkend, verdauungsfördernd,
darmreinigend, krampflösend, beruhigt das Nervensystem etc. er hilft
gegen Nervosität, Angstgefühle, Schlafstörungen und depressive
Verstimmungen. Es gibt verschiedene Blattfarben und -formen und Arten
mit besonderem Zusatzaromen, so gibt es das Zitronenbasilikum oder
Zimtbasilikum. Ja, ich verpackte die Basilikumpflanze in
Zeitungspapier, denn in der Nacht von Samstag zu Sonntag sollte es
Nachtfrost geben, das ist nix für die zarten Blättchen, den
Wärmelieber und bei der Kapuzinerkresse hatte dieser Schutzmantel
bereits geholfen. Jedoch, wenige Nachtstunden, vermutlich die
kältesten Minuten um den Sonnenaufgang herum genügten, um den
Strauch ergrauen zu lassen. Der schmelzende Raureif tropft von den
herabhängenden Blättchen. Nein, es war keine Unachtsamkeit
meinerseits aber meine Maßnahmen haben das Erfrieren nicht
verhindern können. Manchmal müht man sich, eine Gefahr, der man
gewahr wird, zu bannen. Manchmal kämpft man mit dem Wort gegen
Unverständnis und das Nichtwahrhabenwollen, gegen Ignoranz und
Kälte. Achte auf dich, leg dir bei Minusgraden einen Schal um; meide
die großen Menschenansammlungen; lösche, was du im ersten Impuls in
die Kommentarspalte geschrieben hast; atme tief durch, ehe du
losschreist und Türen knallst; sprich mit ihm/ihr, ehe du
über ihn/sie redest; erinnere dich an die Gemeinsamkeiten,
ehe du den Streit um Belanglosigkeiten eskalieren lässt; zieh die
nassen Schuhe und Socken aus ~ arbeite an deinen Beziehungen... an
allen: Familie, Freunde, Kollegen, die Leute im Verein, Nachbarn, die
Verkäuferin hinter der Käsetheke, die deine Lieblingssorte kennt...
denn über Nacht kann alles anders sein.
Yana Arlt
Felix Meyer
Und
über Nacht ziehen Wolken auf und ein Sturm,
und vielleicht reicht
es dann noch für einen letzten Schluck.
Am Ende ist es schwer,
was niemals war zu beweinen.
aus: „Der
reichste Mann“
Lesetipp... auch wenn ich in einem
früheren Post schon einmal auf ähnliche Artikel hingewiesen habe:
„Was
bereuen Sterbende am meisten?“