Zwischen Reim, Spiel und echtem Ei
Ein poetischer Rückblick auf das Dorffest Brieske
Text: Wolfgang Wache
Brieske-Dorf wurde am vergangenen Wochenende zum Schauplatz gelebter
Fantasie. Das liebevoll organisierte Dorffest – ein Fest für die ganze
Familie – verwandelte das Festzelt in einen Ort der Begegnung, des
Spiels und des Staunens. Gemeinsam mit Jana Arlt und ihren
ausdrucksstarken Puppen gestalteten wir ein Theaterstück voller Reim und
überraschender Wendungen.
Trotz des Festtrubels entstand vor der Bühne ein poetischer Raum: Ich
improvisierte Reime im Dialog mit drei Puppen, und als die Figur Raz
glaubte, wir benötigten ein echtes Ei, machte er sich kurzerhand auf den
Weg zu den Hühnern. Die Fantasie wurde Wirklichkeit – und Wirklichkeit
Teil des Spiels.
Was mich tief berührte, ereignete sich nach der Aufführung: Ein
kleiner Junge, mit strahlenden Augen, bat mich, ihm noch etwas
vorzulesen. Wir setzten uns gemeinsam in eine ruhige Ecke. Es entstand
ein kurzer Moment, in dem wir in die Welt der Fantasie eintauchten –
still, konzentriert, wundervoll. Ich schenkte ihm ein Buch aus unserer
„Lyrikzin“-Reihe, seine Mutter gab eine kleine Spende. Ein stilles
Dankeschön – ehrlich und bedeutungsvoll.
Kulturelle Bildungsarbeit als Herzschlag der Gesellschaft
Diese Erlebnisse zeigen, wie wichtig kulturelle Bildungsarbeit ist:
Sie bietet Räume, in denen Kinder träumen, Erwachsene innehalten und
echte Begegnung stattfindet. Als Kulturpädagoge erfahre ich immer
wieder, wie notwendig diese Arbeit ist – und wie wenig gesellschaftliche
Anerkennung sie oft bekommt.
Förderungen konzentrieren sich auf große Institutionen. Doch es sind
gerade die kleinen, lokalen Initiativen, die nachhaltige Impulse setzen.
Das Puppenspiel, das spontane Vorlesen, die echten Begegnungen – das
alles sind keine Nebensächlichkeiten, sondern Grundsteine einer humanen
Gesellschaft.
Der Junge, der einfach nur weiter zuhören wollte, erinnert uns: Kultur beginnt dort, wo Menschen einander wirklich begegnen.
Ein Clown, der aus dem Moment entsteht
Durch die Eigeninitiative der Organisierenden entstand sogar ein
Clown – spontan, bunt, berührend. Sein Auftreten war mehr als
Unterhaltung: Es zeigte, wie Humor, Tiefe und Menschlichkeit
ineinanderfließen können. Clowns tragen in vielen Kulturen eine
besondere Bedeutung. Sie stellen Fragen, die wir uns sonst nicht trauen
zu stellen – mit einem Lächeln und offenem Herzen.
Ein Dank von Herzen
All dies wurde möglich durch das Engagement vieler Menschen. Mein
tiefempfundener Dank gilt den Organisatorinnen und Organisatoren, den
helfenden Händen, den Kreativen hinter den Kulissen und den Familien,
die dieses Fest mit Leben gefüllt haben.
Es war ein Fest für die Kinder – und ein Fest der kulturellen
Vielfalt, getragen von Menschlichkeit und Fantasie. Ihr habt einen Ort
erschaffen, in dem sich Kultur entfalten durfte. Dafür danke ich euch
von Herzen.
Ein Appell für die kleinen Bühnen
Kulturelle Bildungsarbeit darf nicht länger Randerscheinung sein. Sie
ist Fundament unseres gesellschaftlichen Zusammenhalts, Quelle von
Kreativität und Kompass für Mitmenschlichkeit. Die Politik muss
erkennen: Dort, wo Kinder lauschen und lachen, entsteht Zukunft.
Lasst uns die kleinen Bühnen groß machen. Denn genau dort beginnt das Leben.