„Was
ich an Mina Witkojc schätze, ist ihre literarische Vielseitigkeit“,
sagt Yana Arlt von der Lausitzer Literatursammlung. Sie sieht in ihrem
eigenen lyrischen Schaffen Parallelen zum Oevre der sorbischen Dichterin
und Journalistin, die vor 125 Jahren, am 28. Mai 1893 in Burg/
Spreewald geboren wurde. Mina Witkojc beginnt als Jugendliche Gedichte
in deutscher Sprache zu schreiben. Das ist deshalb nennenswert, weil es
der Begegnung mit Arnošt Muka, dem sorbischen Schriftsteller und
Volkskundlers bedarf, um für die 30 Jährige den Anstoß zur
Auseinandersetzung mit den eigenen wendischen Wurzeln zu geben. Jetzt
schreibt sie in Niedersorbisch und arbeitet als Redakteurin beim
„Serbski Casnik“. Es entsteht auch der Text „Mysli wo wojnje/Gedanken
über den Krieg“, der für Yana Arlt so aktuell wie damals ist und den sie
deshalb in das Leseprogramm aufnimmt, das sie zu Mina Witkojc' 40.
Todestag im Jahr 2015 gemeinsam mit Günther Paulisch (Domowina
Ortsgruppe Senftenberg), Susann Vogel (Dichterin und
Literaturwissenschaftlerin) und Hanka Mark (Schauspielerin und sorbische
Muttersprachlerin) in Senftenberg gestaltet. „Wenn ich in Schulen und
Bibliotheken Autoren der Lausitzer Literatursammlung vorstelle“, so Yana
Arlt, „lese ich diesen eindringlichen Text von Mina Witkojc und frage,
ob die Zuhörer sagen können, wann er geschrieben wurde.“ Doch 1928 und
in den Folgejahren entstehen in Burg, Erfurt und Prag nicht nur Artikel,
Essays und Briefe sondern besonders auch Gedichte. Die „Erfurter
Erinnerungen/ Erfurtske spomnjeśa“ widerspiegeln die Zeit um 1941, in
der Mina Witkojc, unter der Ausweisung aus der Lausitz leidet. Trotz
allem bewahrt sich die Dichterin den poetischen Blick auf ihre Heimat
und die Lebensbegegnungen. So setzt sie in „Geburtstagsgeschenk“ ihrer
Großmutter ein Denkmal und Kito Lorenc, sorbisch-deutscher Lyriker,
Übersetzer und Dramatiker übersetzte aus „Mjatel“ die letzten Verse: „Da
nun der Frühling kam – erwach doch, lebe! Aus dunklem Todesschlaf die
Flügel hebe, daß sie mit allen Farben schmück die Sonne!“
Lausitzer Literatursammlung/ Literaturzentrum „Ich schreibe!“
v.l. Yana Arlt - Susann Vogel - Hanka Mark - Günther Paulisch |