Mittwoch, 25. Februar 2015

Folge ich dem Ruf?



Werter Blogleser,
Raben und Krähen faszinierten schon Künstlergenerationen vor uns. Einer der bekanntesten Texte ist wohl „The Raven“/ „Der Rabe“ von Edgar Allan Poe. Wilhelm Busch Lesern ist sicher noch „Hans Huckebein – der Unglücksrabe“ bekannt. Und mir ist die Szene von Alfred Hitchcocks Film „The Birds“/ „Die Vögel“ noch sehr gegenwärtig, in der die schwarzen Vögel auf dem Klettergerüst eines Spielplatzes sitzen. Sehr sympathisch ist mir „Frau Elster“, die in den Sandmännchenbeiträgen, die in der DDR entstanden, die Geduld des Herrn Fuchs oft arg strapaziert. Perlenkette und Hüte sind ihr Markenzeichen, die passend zur Situation mit Schirm und Flügeltasche ergänzt werden. Der „dunklen“ Seite der Rabenvögel widmet sich der Kultfilm „The Crow“/ „Die Krähe“ aus dem Jahr 1994, eine filmische Umsetzung der Graphic Novel von James O’Barr. (Vergessen wir an dieser Stelle die nachfolgenden Filme, die das Motiv noch einmal aufnahmen.) Aus altväterischer Zeit grüßen die Namen Hugin und Munin. „Gedanke“ und „Erinnerung“ begleiten den nordischen Gott Odin. Bei Christian Morgenstern heißt der Rabe Ralf und – er stirbt am Ende des Gedichts. Rabe/ Krähe als Boten des Todes, das ist eine alte Geschichte und auch, dass man ein Unglücksrabe ist, wenn einem nichts Gutes zu widerfahren scheint. Bettine Reichelt und Fabian Haas haben mich mit ihrem Buch „Rabengeschichten“ angeregt, mich wieder einmal mit diesen einnehmenden Wesen zu beschäftigen. Immer mehr Erinnerungen schälen sich aus dem Dunkel des Archivs… gab es in Marlen Haushofers Roman „Die Wand“ nicht sogar eine weiße Krähe? Auch die sieben Brüder im Märchen sind verflucht, als Raben zu leben, bis sie von ihrer Schwester erlöst werden. Vincent van Gogh malte sie; Francisco de Goya ritzte, inspiriert von Raben, Eulen und Fledermäusen, schaurige Flügelwesen in Druckplatten; Andreas Hegewald formt sie aus Ton. Und wer die Raben aus der Töpferei Hegewald nicht kennt, der war noch nie in Schwarzkollm, dem Dorf in dessen Nähe der Koselbruch mit der „Schwarzen Mühle“ zu finden ist. Eben in jener Mühle lernte der junge Krabat vom Schwarzen Müller das Handwerk der Magie. Otfried Preußler widmete sich der sorbischen Volkssage literarisch, zum gleichnamigen Film war sein Jugendbuch die Vorlage. Juri Brězan bearbeitete den Stoff und von Martin Nowak-Neumann stammt eine der bekanntesten Illustration des „guten sorbischen Zauberers“. Was Krabat mit Raben zu tun hat? Als Krabats Mutter zur Schwarzen Mühle kommt, um ihren Sohn freizubitten, verwandelt der Zauberer alle Lehrlinge in Raben – welcher der schwarzen Vögel ist nun Krabat?
Die Lausitzer Sagenwelt ist so reich und vielfältig – sie hat auf mich eine magische Anziehungskraft und lädt mich zu einer eigenen künstlerischen Umsetzung ein. Folge ich dem Ruf?   

Im NLZettel Januar & Februar 2015 flattert auch durch den Beitrag von Susann Vogel eine Krähe:


YA