Also das war ja mal ne Woche, die
wirklich „nach Kunst gestunken hat“... Linolschnitt,
Kohlezeichnung, Lausitzer Sagen und Mythen, Labyrinth,
(Lebens)Geschichten, Gedichte, Ukulele, Djembe und Zungentrommel,
Kaffee, Kuchen (auch selbstgebackenen mit Brombeeren... mmmh) und –
bei den Temperaturen – viiiieeel Mineralwasser!
Wir sind durch
Meere geschwommen, durch den Dschungel getrabt, sind den Lutki
begegnet und sind durch das Labyrinth spaziert, dessen weiße Wände
nur auf unsere Farbaufträge mit Pinsel, Druckplatte, Sprühflasche
oder -pistole (Airbrush) warten. Zuerst braucht man eine Idee und
eine Skizze, sagt ein Gast, der auch mit ein paar Strichen auf einem
weißen Blatt begonnen hat, seinen Lebenstraum umzusetzen, seit
Jahrzehnten ist seine gastronomische Einrichtung im Lausitzer
Seenland ein beliebtes Ausflugsziel. Das sind wir wieder einmal bei
der Vorstellungskraft, der Vision, der Idee – das ist der Start,
ohne diese Energie, die eigene Begeisterung und das beherzte Anpacken
zur Umsetzung wird es nix. Natürlich gibt es einige Menschen, die
auch zurückblickend sagen: wenn ich gewusst hätte, wie viele
Schwierigkeiten ich zu meistern, wie viele Probleme ich zu lösen,
wie viele Steine ich aus dem Weg zu räumen habe, hätte ich gar
nicht begonnen. Eine Idee entwickelt sich, verändert sich, aber es
gibt Momente, in denen man von innen leuchtet, weil eine Vorstellung
genau so oder sogar noch besser umgesetzt werden konnte. Ich erlebte
bereits solche Augenblicke während der Arbeit am Film über die
Bergarbeiterkolonie Marga mit seiner besonderen Kirche.
Möglicherweise werden einige der gedrehten Szenen gar nicht
verwendet, bleiben auf alle Zeit ungenutzt auf der Speicherkarte aber
dieses Jippi-Gefühl während des Tuns, das kann mir keiner mehr
nehmen. Schön ist es auch, wenn man diese Erlebnisse mit jemandem
teilen kann aber es ist besonders kostbar, Ereignisse und Begegnungen
auch ganz für sich genießen zu können. Wie die dreiviertel Stunde,
die ich am Samstagmorgen auf meiner Gartenbank saß und eine Krähe
beobachtete, die sich das Gefieder in der Morgensonne putzte. Ich
nahm mir vor: du bleibst mit deinem Kaffeebecher so lange hier
sitzen, wie die Krähe auf dem Dachfirst ihre Morgentoilette besorgt.
Zwischendurch wurde ich ungeduldig, aber ich zwang mich zur Ruhe, zum
Beobachten, bewussten Genießen der Düfte, des Kaffeearomas, der
Schattenkühle... ja, es dauerte etwa eine dreivertel Stunde. Dann
schüttelte der Vogel noch einmal sein Gefieder, schwang die Flügel
und war fort. Adieu! Auf ein Wiedersehen?
In dieser Zeit habe ich
mich keinen Moment „gelangweilt“. Es gab so viel zu sehen, zu
spüren, zu schmecken, zu riechen, zu hören! Diese Zeit ist
wertvolle Zeit, die kreative Menschen brauchen, um ihrem Geist
„Futter“ zugeben, um auf die inneren Bilder zu lauschen...
Hat
mir diese dreiviertel Stunde im stillen „Gespräch“ mit dem
Rabenvogel eine Inspiration beschert? Das wird sich zeigen...
Yana Arlt
In der Geschichte
der Kunst und Literatur gibt es immer wieder den Archetyp des
grübelnden und Künstlers, der durch seinen eigenen Leidensweg zu
ungeahnter Kreativität gekommen ist – man denke an Vincent van
Gogh, Beethoven oder Franz Kafka.
Neueste Studien zeigen aber,
dass Kreativität weniger mit Kampf und Schwierigkeiten zu tun hat,
sondern viel eher mit Entspannung.
Viele berühmte Künstler,
Erfinder und Wissenschaftler sind nämlich zu ihren Durchbrüchen
erst dann gekommen, als sie ihren Geist wandern ließen.
[…]
Wir
gehen oft durch unser Leben ohne unserem Gehirn die nötigen
Ruhephasen zu gönnen.
In der Arbeit sind wir gewohnt, uns so gut
wie möglich auf Aufgaben zu konzentrieren, Probleme zu analysieren,
Daten zu organisieren etc.
Alles Aktivitäten, die Fokus
benötigen.
Während der wenigen Auszeiten nehmen wir dann unsere
Handys zur Hand, kommunizieren in Social Networks und surfen im
Internet.
Unsere Herausforderung ist es, unserem Gehirn mal eine
Pause zu gönnen.
Wenn unser Gehirn ständig damit beschäftigt
ist, Informationen zu verarbeiten, hat es wenig Möglichkeiten die
Gedanken schweifen zu lassen und sich in Tagträumen zu verlieren.
Textquelle: il-institut.at