Samstag, 5. + Sonntag, 6. Oktober 2019 Begegnungsstätte & Galerie MARGA |
Es waren 2 spannende Nachmittage!
Hans Jörg Rafalski resümiert:
Liebe Freunde
Brandenburger Bücher,
die 1. Tage des offenen
brandenburgischen Buches vom 3. bis 6. Oktober 2019 sind Geschichte.
Sie haben viel Licht auf die Bücher der Brandenburger geworfen, aber
auch die Probleme der Büchermacher im Land verdeutlicht.
Nachfolgend möchte ich
eine aus der bei mir eingegangenen Resonanz zusammengestellte kleine
Auswertung anbieten.
An den vier Tagen fanden
in 15 Orten Brandenburgs
- eine Buchausstellung im
Kleist-Museum Frankfurt (Oder),
- je eine literarische
Stadt- und Museumsführung in Frankfurt (Oder),
- eine Schreibwerkstatt,
- vier Tage der offenen
Tür bzw. Verlagspräsentationen,
- 14 Lesungen und
- eine
Crossover-Veranstaltung aus Lesung, Ausstellung und Musik statt.
Die zentrale
Ausstellung "Schöne Bücher aus Brandenburg" im
Kleist-Museum Frankfurt (Oder) wurde von 6 Buchverlagen bzw.
Verlagsprojekten und 6 Buchkünstlern aus dem Land Brandenburg
gestaltet. Es ging in der Ausstellung darum, schöpferisches
Potenzial und Leistungsfähigkeit der beiden Denkschulen im Prozess
der Entwicklung eines Buchobjekts auf seinem höchsten Niveau zu
präsentieren. Die Ausstellung wurde von der Museumsleitung und den
anwesenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern als Erfolg gewertet. Das
Besucherinteresse am Eröffnungstag war unerwartet hoch. Ziel ist es,
die Ausstellung als Leistungsschaufenster der Büchermacher weiter zu
entwickeln, zu verstetigen und in eine Kulturbotschafterrolle für
das Land Brandenburg zu erheben. Die Ausstellung ist bereits vom Book
Art Museum Lodz für 2020 zur Übernahme angefragt.
An der Ausstellung nahmen
die Buchkünstler Christiane Wartenberg (Letschin), Constanze Kreiser
(Brandenburg a. d. H.), Linde Kauert (Groß Glienicke), Mike Bruchner
(Potsdam), Rainer Ehrt (Kleinmachnow) und Tina Flau (Potsdam) sowie
die Verleger Der Fabrik Verlag (Cottbus), edition Galerie Vevais
(Eggersdorf), Edition Schwarzdruck (Gransee), Manuela Busch &
Frank Wiemeyer (Schwedt/Oder), Papierwerken (Niederfinow) und der
Vacat Verlag (Potsdam) teil.
Viele Veranstaltungen
wurden als erfolgreich gemeldet. Carmen Winter konnte für ihre
Schreibwerkstatt in Frankfurt (Oder) bereits zwei Wochen zuvor
"ausverkauft" melden. Sie schrieb: "Wir hatten sechs
verschiedene Tintenfarben. Sechs Texte, die von den Themen Herbst und
Zeit geprägt waren und noch zwei Hand voll Haikus. … Ein schöner
Sonntag." Stefanie Turzer hatte im Kontor Wittstock mit ca. 25
Gästen einen guten Besuch zu ihrer Lesung - kein Wunder, denn mit
ihrem aktuellen Buch wandert sie von der Schorfheide in die Prignitz.
Der Fabrik Verlag weihte in Cottbus mit mehr als 30 Neugierigen mit
der Galerie im Kunstbahnhof eine neue Location mit einer
Crossover-Veranstaltung ein. So wie auch Klaus Brandenburg von seiner
Lesung in Zossen mit 23 Zuhörern und Constanze Kreiser von ihrer
Lesung aus Brandenburg mit 15 von guter Resonanz und Stimmung
schreiben. Letztere schreibt: "…alle Besucher sehr
interessiert und es war ein schöne Stimmung trotz schwieriger
Texte…" Jürgen Strauss hatte mit einem Potsdamer Thema ein
Heimspiel im Potsdam-Museum. Sein Autor Jörg Bremer konnte den
Veranstaltungsaal mit einer Werkstattlesung eines noch im
Herausgabeprozess befindlichen Manuskripts mit ca. 45 Interessierten
zu drei Vierteln füllen. Jürgen Strauss schreibt: "Wir haben
den Herausgeber des Tagebuchtextes ("Ich traue dem Frieden nicht
- Leben zwischen zwei Diktaturen, 1945-47") eines ehemaligen
Potsdamers lesen lassen und uns dabei auf die Besetzung Potsdams
durch die Rote Armee konzentriert, da dies gerade das Thema der
Sonderausstellung des Potsdam-Museums "Potsdam unter dem Roten
Stern" ist. Es waren zahlreiche Potsdamer Zeitzeugen anwesend,
die während unseres anschließenden Gesprächs viele neue
Anhaltspunkte zur örtlichen Situation am Handlungsort der
"Mausefalle" in Potsdams Innenstadt geben konnten. …Ich
wünsche uns allen, dass Sie bei guter Resonanz der Tage des offenen
brandenburgischen Buches diese Entwicklung weiterführen können."
Beim Senftenberger
Nachwuchs-Literatur-Zentrum "Ich schreibe!" überraschten
sogar der Bürgermeister und ein Spender für die so wichtige
Jugendarbeit mit ihrem Besuch. Stefan Körbel stellte im
atmosphärischen Frankfurter Theater im Schuppen seinen neu
erschienenen Roman "Wendekreis (oder Die Vollendung der
deutschen Einheit im Südpazifik)" einem kleinen, aber
begeisterten Publikum vor. Gemessen an den Besuchszahlen waren die
beiden Veranstaltungen in der Stadtbibliothek Falkensee aber wohl die
erfolgreichsten. "Bei der Kinder-Lesung mit Dorothea Flechsig
vom Glückschuh Verlag hatten wir ca. 70 Kinder und Eltern zu Gast.
Unsere Krimi-Lesung mit dem Berliner Autor Tim Pieper war ebenfalls
sehr gut besucht. Die Zuhörer waren eingeladen mitzurätseln, wohin
sich der Kriminalfall entwickelt", schreibt die
Bibliotheksleiterin Daniela Scholz.
Einige Veranstaltungen
haben aber auch unsere Probleme deutlich gemacht. Die
Landeshauptstadt bleibt für viele aus der Provinz eine
Schwer-Eroberbare, und das nicht allein in Bezug auf den Besuch von
Lesungen, sondern auch in der allgemeinen Akzeptanz. Darin
reflektiert sich natürlich ein grundsätzliches Problem unseres
Landes. Wer sich ein Schloss baut, symbolisiert damit den Wunsch nach
Restitution der Verhältnisse des 18. Jahrhunderts und leidtragend in
einer derartigen Entwicklung ist wie seinerzeit das Land über die
Grenzen der Landeshauptstadt hinaus, wie sich in der nun
aufgebrochenen Entfremdung zeigt. Die Konsequenzen einer derart
fatalen Entwicklung offenbaren sich im Politischen und Sozialen, sie
werden aber leider auch in der Kultur spürbar. Es wäre ein großer
Erfolg für die im weiten Flächenland, wenn sich Potsdam und zuerst
die Potsdamer Institutionen für sie öffnen und nicht verschließen
würde, denn Brandenburg ist nicht nur Potsdam - Brandenburg sind
auch Gransee, Schwedt/Oder, Senftenberg und Niederfinow.
Ich bin begeistert
darüber, daß der Funke zwischen den Brandenburger Büchermachern
und den Medien gesprungen ist. Unsere Ausstellung "Schöne
Bücher aus Brandenburg" hatte es am 3. zu Brandenburg Aktuell
in den rbb geschafft. Das Frankfurter Stadtfernsehen war mit der
Kamera dort. Ganz besonders hat mich die Zusammenarbeit mit und die
Neugier von Christina Tilmann von der Märkischen Oderzeitung, Sarah
Kugler und Andrea Lütkewitz von den Potsdamer Neuesten Nachrichten
und Katja Tenkoul vom Magazin NEB-Express gefreut. Aber auch von LR
und MAZ kam Rückenwind. Was mich aber am meisten freut, ist die
Tatsache, dass die TDOBB weitergehende Neugier von Journalisten auf
Brandenburger Büchermacher, ihre Geschichten und ihre Projekte
bewirkt haben. Es wird also mehr über uns zu sehen und zu lesen
geben. Wir sind Teil des schöpferischen Brandenburgs: Kulturträger
und Identitätsbildner. Es ist schön, daß uns die Medien dafür
jetzt entdecken.
Was mich immer wieder
begeistert, ist die inspirierende Zusammenarbeit der beiden
Denkschulen der Verleger und der Buchkünstler. Persönlich
fasziniert mich die Auseinandersetzung mit der Welt der Buchkünstler
und ich weiß, daß sich Kontakte und Kooperationen zwischen beiden
Denkschulen entwickeln. Die gegenseitige Akzeptanz und Neugier
aufeinander ist der Kreativität förderlich und hebt letztlich die
Qualität unserer Erzeugnisse.
Wenn mich jemand danach
fragt, was mein persönlicher Nutzen dieser Initiative ist, dann
möchte ich darauf mit den Kontakten des sich um die Messe "Schöne
Bücher aus Brandenburg" und die Tage des offenen
brandenburgischen Buches bildenden Netzwerks antworten. Die sind mein
persönlicher Gewinn. Ich habe das Gefühl, daß sich unter
Verlagen, Autoren und Buchkünstlern im Land ein Netzwerk bildet,
dessen Vorzüge sicher noch gar nicht abschätzbar sind. Es gibt
Einladungen zu Veranstaltungen, es gibt neue Kontakte zwischen
Autoren und Verlagen, Ideen und Projekte werden diskutiert, Kontakte
zu Leseorten vermittelt, es wird untereinander Mut verbreitet. Wir
sind viele mit selben und ähnlichen Zielen. Die Kommunikation ist
für uns alle wichtig: Sie hilft in Bezug auf die öffentliche
Wahrnehmung, befördert Kreativität und Qualität, macht mehr
möglich, als jeder von uns alleine erreichen kann. Lassen Sie uns
auf diesem Weg weitermachen, wenn sich in diesem Jahr auch noch nicht
für alle der gewünschte Erfolg eingestellt hat!
Die Tage des offenen
brandenburgischen Buches sollen auch 2020 mit Veranstaltungen zu
Büchern aus und/oder über Brandenburg an einem Frühherbstwochenende
stattfinden. Es wird auch künftig einen Ort mit zentralen
Veranstaltungen wie z. B. der dann weiter entwickelten Ausstellung
"Schöne Bücher aus Brandenburg" geben. 2020 ist als
Zentrum Cottbus vorgesehen. Ich würde mich freuen, wenn wir uns dann
wiederum als gewachsene und gestärkte Gemeinschaft präsentieren
können.
Ich möchte nicht
schließen, ohne mich im Namen aller Teilnehmer bei den vielen
Veranstaltern, Organisatoren und Helfern im Hintergrund jener Orte zu
bedanken, die ihre Türen zur Präsentation der Brandenburger Bücher
geöffnet haben. An erster Stelle bei Anette Handke vom Kleist-Museum
Frankfurt (Oder), die mir im Prozeß eine starke und wichtige
Partnerin geworden ist.
Zum Schluss möchte ich
Sie alle einladen, die 2. Messe "Schöne Bücher aus
Brandenburg" am 30. November von 10 bis 16 Uhr in der Stadt- und
Landesbibliothek Potsdam zu besuchen und bitten, für den Besuch
der Messe zu werben. Fünfzehn der kreativsten Büchermacher werden
wieder viel Spannendes auf die Tische bringen.
Anmerkung an die Presse:
Bei Interesse können gerne Bilder von der Ausstellung "Schöne
Bücher aus Brandenburg" im Kleist-Museum vom Cottbuser
Fotografen Thomas Richert angefragt werden.
Mit besten Grüßen, Hans
Jörg Rafalski
Initiator der Tage des
offenen brandenburgischen Buches und der Messe "Schöne Bücher
aus Brandenburg"
9. Oktober 2019