Freitag, 11. Oktober 2019

Premiere! Tag des offenen Brandenburgischen Buches



 Samstag, 5. + Sonntag, 6. Oktober 2019
Begegnungsstätte & Galerie MARGA

Es waren 2 spannende Nachmittage! 




Hans Jörg Rafalski resümiert:

Liebe Freunde Brandenburger Bücher,
die 1. Tage des offenen brandenburgischen Buches vom 3. bis 6. Oktober 2019 sind Geschichte. Sie haben viel Licht auf die Bücher der Brandenburger geworfen, aber auch die Probleme der Büchermacher im Land verdeutlicht.

Nachfolgend möchte ich eine aus der bei mir eingegangenen Resonanz zusammengestellte kleine Auswertung anbieten.

An den vier Tagen fanden in 15 Orten Brandenburgs
- eine Buchausstellung im Kleist-Museum Frankfurt (Oder),
- je eine literarische Stadt- und Museumsführung in Frankfurt (Oder),
- eine Schreibwerkstatt,
- vier Tage der offenen Tür bzw. Verlagspräsentationen,
- 14 Lesungen und
- eine Crossover-Veranstaltung aus Lesung, Ausstellung und Musik statt.

Die zentrale Ausstellung "Schöne Bücher aus Brandenburg" im Kleist-Museum Frankfurt (Oder) wurde von 6 Buchverlagen bzw. Verlagsprojekten und 6 Buchkünstlern aus dem Land Brandenburg gestaltet. Es ging in der Ausstellung darum, schöpferisches Potenzial und Leistungsfähigkeit der beiden Denkschulen im Prozess der Entwicklung eines Buchobjekts auf seinem höchsten Niveau zu präsentieren. Die Ausstellung wurde von der Museumsleitung und den anwesenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern als Erfolg gewertet. Das Besucherinteresse am Eröffnungstag war unerwartet hoch. Ziel ist es, die Ausstellung als Leistungsschaufenster der Büchermacher weiter zu entwickeln, zu verstetigen und in eine Kulturbotschafterrolle für das Land Brandenburg zu erheben. Die Ausstellung ist bereits vom Book Art Museum Lodz für 2020 zur Übernahme angefragt.

An der Ausstellung nahmen die Buchkünstler Christiane Wartenberg (Letschin), Constanze Kreiser (Brandenburg a. d. H.), Linde Kauert (Groß Glienicke), Mike Bruchner (Potsdam), Rainer Ehrt (Kleinmachnow) und Tina Flau (Potsdam) sowie die Verleger Der Fabrik Verlag (Cottbus), edition Galerie Vevais (Eggersdorf), Edition Schwarzdruck (Gransee), Manuela Busch & Frank Wiemeyer (Schwedt/Oder), Papierwerken (Niederfinow) und der Vacat Verlag (Potsdam) teil.

Viele Veranstaltungen wurden als erfolgreich gemeldet. Carmen Winter konnte für ihre Schreibwerkstatt in Frankfurt (Oder) bereits zwei Wochen zuvor "ausverkauft" melden. Sie schrieb: "Wir hatten sechs verschiedene Tintenfarben. Sechs Texte, die von den Themen Herbst und Zeit geprägt waren und noch zwei Hand voll Haikus. … Ein schöner Sonntag." Stefanie Turzer hatte im Kontor Wittstock mit ca. 25 Gästen einen guten Besuch zu ihrer Lesung - kein Wunder, denn mit ihrem aktuellen Buch wandert sie von der Schorfheide in die Prignitz. Der Fabrik Verlag weihte in Cottbus mit mehr als 30 Neugierigen mit der Galerie im Kunstbahnhof eine neue Location mit einer Crossover-Veranstaltung ein. So wie auch Klaus Brandenburg von seiner Lesung in Zossen mit 23 Zuhörern und Constanze Kreiser von ihrer Lesung aus Brandenburg mit 15 von guter Resonanz und Stimmung schreiben. Letztere schreibt: "…alle Besucher sehr interessiert und es war ein schöne Stimmung trotz schwieriger Texte…" Jürgen Strauss hatte mit einem Potsdamer Thema ein Heimspiel im Potsdam-Museum. Sein Autor Jörg Bremer konnte den Veranstaltungsaal mit einer Werkstattlesung eines noch im Herausgabeprozess befindlichen Manuskripts mit ca. 45 Interessierten zu drei Vierteln füllen. Jürgen Strauss schreibt: "Wir haben den Herausgeber des Tagebuchtextes ("Ich traue dem Frieden nicht - Leben zwischen zwei Diktaturen, 1945-47") eines ehemaligen Potsdamers lesen lassen und uns dabei auf die Besetzung Potsdams durch die Rote Armee konzentriert, da dies gerade das Thema der Sonderausstellung des Potsdam-Museums "Potsdam unter dem Roten Stern" ist. Es waren zahlreiche Potsdamer Zeitzeugen anwesend, die während unseres anschließenden Gesprächs viele neue Anhaltspunkte zur örtlichen Situation am Handlungsort der "Mausefalle" in Potsdams Innenstadt geben konnten. …Ich wünsche uns allen, dass Sie bei guter Resonanz der Tage des offenen brandenburgischen Buches diese Entwicklung weiterführen können." Beim Senftenberger Nachwuchs-Literatur-Zentrum "Ich schreibe!" überraschten sogar der Bürgermeister und ein Spender für die so wichtige Jugendarbeit mit ihrem Besuch. Stefan Körbel stellte im atmosphärischen Frankfurter Theater im Schuppen seinen neu erschienenen Roman "Wendekreis (oder Die Vollendung der deutschen Einheit im Südpazifik)" einem kleinen, aber begeisterten Publikum vor. Gemessen an den Besuchszahlen waren die beiden Veranstaltungen in der Stadtbibliothek Falkensee aber wohl die erfolgreichsten. "Bei der Kinder-Lesung mit Dorothea Flechsig vom Glückschuh Verlag hatten wir ca. 70 Kinder und Eltern zu Gast. Unsere Krimi-Lesung mit dem Berliner Autor Tim Pieper war ebenfalls sehr gut besucht. Die Zuhörer waren eingeladen mitzurätseln, wohin sich der Kriminalfall entwickelt", schreibt die Bibliotheksleiterin Daniela Scholz.

Einige Veranstaltungen haben aber auch unsere Probleme deutlich gemacht. Die Landeshauptstadt bleibt für viele aus der Provinz eine Schwer-Eroberbare, und das nicht allein in Bezug auf den Besuch von Lesungen, sondern auch in der allgemeinen Akzeptanz. Darin reflektiert sich natürlich ein grundsätzliches Problem unseres Landes. Wer sich ein Schloss baut, symbolisiert damit den Wunsch nach Restitution der Verhältnisse des 18. Jahrhunderts und leidtragend in einer derartigen Entwicklung ist wie seinerzeit das Land über die Grenzen der Landeshauptstadt hinaus, wie sich in der nun aufgebrochenen Entfremdung zeigt. Die Konsequenzen einer derart fatalen Entwicklung offenbaren sich im Politischen und Sozialen, sie werden aber leider auch in der Kultur spürbar. Es wäre ein großer Erfolg für die im weiten Flächenland, wenn sich Potsdam und zuerst die Potsdamer Institutionen für sie öffnen und nicht verschließen würde, denn Brandenburg ist nicht nur Potsdam - Brandenburg sind auch Gransee, Schwedt/Oder, Senftenberg und Niederfinow.

Ich bin begeistert darüber, daß der Funke zwischen den Brandenburger Büchermachern und den Medien gesprungen ist. Unsere Ausstellung "Schöne Bücher aus Brandenburg" hatte es am 3. zu Brandenburg Aktuell in den rbb geschafft. Das Frankfurter Stadtfernsehen war mit der Kamera dort. Ganz besonders hat mich die Zusammenarbeit mit und die Neugier von Christina Tilmann von der Märkischen Oderzeitung, Sarah Kugler und Andrea Lütkewitz von den Potsdamer Neuesten Nachrichten und Katja Tenkoul vom Magazin NEB-Express gefreut. Aber auch von LR und MAZ kam Rückenwind. Was mich aber am meisten freut, ist die Tatsache, dass die TDOBB weitergehende Neugier von Journalisten auf Brandenburger Büchermacher, ihre Geschichten und ihre Projekte bewirkt haben. Es wird also mehr über uns zu sehen und zu lesen geben. Wir sind Teil des schöpferischen Brandenburgs: Kulturträger und Identitätsbildner. Es ist schön, daß uns die Medien dafür jetzt entdecken.

Was mich immer wieder begeistert, ist die inspirierende Zusammenarbeit der beiden Denkschulen der Verleger und der Buchkünstler. Persönlich fasziniert mich die Auseinandersetzung mit der Welt der Buchkünstler und ich weiß, daß sich Kontakte und Kooperationen zwischen beiden Denkschulen entwickeln. Die gegenseitige Akzeptanz und Neugier aufeinander ist der Kreativität förderlich und hebt letztlich die Qualität unserer Erzeugnisse.

Wenn mich jemand danach fragt, was mein persönlicher Nutzen dieser Initiative ist, dann möchte ich darauf mit den Kontakten des sich um die Messe "Schöne Bücher aus Brandenburg" und die Tage des offenen brandenburgischen Buches bildenden Netzwerks antworten. Die sind mein persönlicher Gewinn. Ich habe das Gefühl, daß sich unter Verlagen, Autoren und Buchkünstlern im Land ein Netzwerk bildet, dessen Vorzüge sicher noch gar nicht abschätzbar sind. Es gibt Einladungen zu Veranstaltungen, es gibt neue Kontakte zwischen Autoren und Verlagen, Ideen und Projekte werden diskutiert, Kontakte zu Leseorten vermittelt, es wird untereinander Mut verbreitet. Wir sind viele mit selben und ähnlichen Zielen. Die Kommunikation ist für uns alle wichtig: Sie hilft in Bezug auf die öffentliche Wahrnehmung, befördert Kreativität und Qualität, macht mehr möglich, als jeder von uns alleine erreichen kann. Lassen Sie uns auf diesem Weg weitermachen, wenn sich in diesem Jahr auch noch nicht für alle der gewünschte Erfolg eingestellt hat!

Die Tage des offenen brandenburgischen Buches sollen auch 2020 mit Veranstaltungen zu Büchern aus und/oder über Brandenburg an einem Frühherbstwochenende stattfinden. Es wird auch künftig einen Ort mit zentralen Veranstaltungen wie z. B. der dann weiter entwickelten Ausstellung "Schöne Bücher aus Brandenburg" geben. 2020 ist als Zentrum Cottbus vorgesehen. Ich würde mich freuen, wenn wir uns dann wiederum als gewachsene und gestärkte Gemeinschaft präsentieren können.

Ich möchte nicht schließen, ohne mich im Namen aller Teilnehmer bei den vielen Veranstaltern, Organisatoren und Helfern im Hintergrund jener Orte zu bedanken, die ihre Türen zur Präsentation der Brandenburger Bücher geöffnet haben. An erster Stelle bei Anette Handke vom Kleist-Museum Frankfurt (Oder), die mir im Prozeß eine starke und wichtige Partnerin geworden ist.

Zum Schluss möchte ich Sie alle einladen, die 2. Messe "Schöne Bücher aus Brandenburg" am 30. November von 10 bis 16 Uhr in der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam zu besuchen und bitten, für den Besuch der Messe zu werben. Fünfzehn der kreativsten Büchermacher werden wieder viel Spannendes auf die Tische bringen.

Anmerkung an die Presse: Bei Interesse können gerne Bilder von der Ausstellung "Schöne Bücher aus Brandenburg" im Kleist-Museum vom Cottbuser Fotografen Thomas Richert angefragt werden.

Mit besten Grüßen, Hans Jörg Rafalski
Initiator der Tage des offenen brandenburgischen Buches und der Messe "Schöne Bücher aus Brandenburg"


9. Oktober 2019