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Montag, 15. Dezember 2025

Inspirieren lassen ~ Wünsche und Wege

 

Ja, auch an den eigenen Geburtstagen wird man überrascht und inspiriert und zuweilen enttäuscht und gestresst. Aber es gibt ja auch noch die Geburtstage von Familie und Freunden, von Menschen, die einem wichtig und teuer sind. Wenn diese Menschen dann auch noch einen Wunsch äußern, dann setzt man Welten in Bewegung, schlägt sich mit Machete und Moskitospray durch den Dschungel, schießt Raketen in den Äther, um Planetenlaufbahnen zu verändern, gräbt sich durch Büchergebirge und Bilderozeane, hält Züge mit bloßer Willenskraft auf.... es geht, ja, es geht um: eine Laterne. Es geht um einen Satz! Einen! „Ob ich so eine oder eine ähnliche Laterne wohl zum Geburtstag bekomme, hmm.“ Ich kann euch diese Whatsapp zeigen – hier, auf meinem mobilen Gerät, eingegangen am Donnerstag. 3 Tage vor dem Geburtstag. Ich schau auf meine „zu erledigen“ Liste, wenn ich da ein Häkchen setze, kommen 2 weitere Stichpunkte hinzu... wie soll ich da noch Zeit finden, eine individuelle Laterne zu gestalten. Aber... siehe oben – auch wenn der Wunsch gar nicht direkt ausgesprochen wurde. Hm, ich hatte ja eine Laterne für Michael Georg Bregel als Geburtstagsgeschenk gestaltet und dafür seine eigenen Kunstwerke genutzt, ich habe überhaupt bereits verschiedene thematische Laternen gestaltet aber für dieses Geburtstagskind, was passt da? Ich recherchiere, durchforste die Listen von bekannten, berühmten Menschen, die das gleiche Geburtsdatum haben... ich erfahre viel über ganz unterschiedliche Sportler, Wissenschaftler, Schauspieler, Künstler etc. von den Malerinnen Doris Schnittger oder Elise Kosegarten oder Ruth Parnitzke sind keine Werke im Internet zu finden, dabei würde sich doch ein Bild, auf Transparentpapier gedruckt und eingeklebt sehr gut machen. Ich stoße auf Lore Feininger, die Tochter von Lyonel Feininger und versumpfe in ihrer Biographie... aha Kunststudim... Erster Weltkrieg... Fotografie... Zweiter Weltkrieg... und dann da: Werke der Portrait- und Architekturfotografin... nein, diese Fotos hat ihr Halbbruder Andreas Feininger gemacht... kein einziges Werk ist im Internet zu finden... lediglich eine Portraitaufnahme der 28 Jährigen von Werner Rohde. Ich bin frustriert! Es gibt Malerinnen, Fotografinnen – Künstlerinnen, die ganz wunderbare Kunstwerke geschaffen haben, aber es ist nirgendwo etwas von ihnen zu finden. Lediglich einige Sätze über ihr Leben. Immerhin.
Ich gehe zurück zur Liste „Geboren“ und stoße auf Tycho Brahe. Den Namen kenne ich aus einem Roman über Kepler von Rosemarie Schuder. Tycho Brahe – ein Astronom. Ganz wunderbar für das Geburtstagskind, das sich für Astronomie interessiert und unter dem Meteoritenstrom der Geminiden geboren wurde. Dann noch Nostradamus – Apotheker, Arzt, Astrologe. Jetzt nur nicht zu tief in diese Lebensläufe einsteigen, sich lösen von den spannenden Angaben und Berichten. Ich will doch die Laterne fertig bekommen. Also: entscheiden, ausdrucken, vorzeichnen, zuschneiden... es dauert alles so schrecklich lange... aber es dauert eben so (schrecklich) lange wie es dauert. Bald bin ich verschmolzen mit dem blauen Karton, dem orangefarbenen und gelben Krepppapier, den roten, grünen und blauen Transparentpapieren... Stunde um Stunde vergeht... ich löse die geschnittenen Teile aus der einheitlichen glatten blauen Fläche... Dieses Gefühl, wenn etwas konkret wird, wenn eine Idee Gestalt annimmt... wenn Kalkulationen, Berechnungen aufgehen und sich Einzelteile zueinanderfügen als wären sie füreinander bestimmt. Was gerade noch als Papierrolle, als einzelnes Blatt, als zweidimensionaler Werkstoff vor mir lag, wird mit jedem Schnitt etwas Lebendiges, eine eigene Galaxie, ein eigenes Universum. Dann der finale Schritt, das Zusammenkleben zu einem dreidimensionalen Werk, die Beleuchtung mit einer Kerze...
Doch an diesem Punkt bin ich noch längst nicht fertig. In meinem Notatebuch stehen noch viele weitere Ideen für sehr individuelle Laternen – zu Themen, die mich seit Jahren umtreiben und als Geschenk z.B. zu Weihnachten...
Ich ziehe den hellgrünen Karton auf die Schneidmatte, spitze den Bleistift, lege das Lineal an ~

Yana Arlt

TIPP: Vom 21. bis 24. Dezember sind verschiedene Laternen auf unserem Blog zu sehen. 


Mary Lavater Slomann, geboren am 14. Dezember 1891

Auszug aus ihrem Roman „Annette von Droste-Hülshoff. Einsamkeit und Leidenschaft“

Und in dieser Zeit, da alles aufgeregt glücklich ist, sinkt Annette immer tiefer in eine krankhafte Schwermut; sie kann den Verlust von Katharina nicht verschmerzen. Wie verloren treibt sie im Ansturm ihrer Gefühle, Ideen und Wünsche dahin. Gefühle einer nie gekannten Verlassenheit, Ideen zu Werken, die sie schaffen möchte, sei es in der Musik, sei es in der Dichtkunst, Wünsche nach Aussprache von Herz zu Herz, Wünsche nach einem Gefäß, in das sie all ihre Unruhe, ihr Sehnen ergießen kann. Vorbei das Schlendern durch das blühende Land mit der angebeteten Freundin, vorbei das Träumen am Waldesrand oder auf einem Heidehügel; nun muß sie Sonne, Mond und Sterne allein betrachten, ohne daß ihr und der Gefährtin Verse über die Lippen drängen. Wenn Jenny abends mit ihr vom Fenster das Wolkenspiel um die sinkende Sonne betrachtet, so legt sie den Strickstrumpf nicht aus der Hand; Werner verhöhnt ihr geduldiges Warten, bis der Mond zwischen den Eichen hindurchwandelt, und Fente, der blasse, geliebte Knabe, ist so scheu, daß er in verzauberten Momenten kein Wort über die Lippen bringt.
Annette ist jung und überschwenglich; der Kummer um die verlorene Freundschaft steht wie ein Berg vor ihren Augen und verdeckt ihr die ganze Welt, und doch ist gerade jetzt nicht nur ihr Heimatland, nein, ganz Europa von einem bösen Traum erwacht und rüstet sich, einen neuen Tag zu beginnen.

 Textquelle: literaturundkunst